Nicolò Paganini
24 Capricci op. 1
Als „Capriccio“ bezeichnete man vor der Paganini-Ära eine bravouröse Solokadenz in Sonaten- oder Konzertsätzen für Violine. Auch Übungsstücke für ein Streichinstrument erhielten diese Gattungsbezeichnung. Die Verschmelzung der Form der konzertanten Kadenz mit jener der technischen Etüde war eine der größten schöpferischen Leistungen Nicolò Paganinis. Mit den Capricci op. 1 erschließt Paganini der Gattung eine neue musikalische Dimension. Sie wirken improvisiert, strömen über vor melodischer Fülle und sind durch einen klaren, geistvollen Aufbau strukturiert. Dieser Urtext-Edition liegt ausschließlich Paganinis Autograph zugrunde, da die Erstausgabe zahlreiche Fehler enthält und wohl vom Komponisten nicht Korrektur gelesen wurde. Renato de Barbieris Spielanweisungen in der bezeichneten Version sind aus langjähriger Konzertpraxis und einem eingehenden Studium des Autographs entstanden. Zusammen mit dem informativen Vorwort bietet sich dem Geiger hiermit eine Ausgabe, wie sie das Werk schon lange verdient hat.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Nicolò Paganini
Violinvirtuose und Komponist von Violinmusik eigenen und virtuosen Charakters. Er komponierte zahlreiche Werke für Violine und Orchester, Stücke für Violine solo und Kammermusik für Violine und Gitarre sowie weitere Kammermusikwerke. In Stücken für die G-Saite wie Sonata napoleone und Sonata militare experimentiert er mit Klangfarben (Flageolett und Pizzicato für die linke Hand).
1782 | Er wird am 27. Oktober in Genua als Sohn eines Hafenarbeiters und Amateurmusikers geboren. Erste musikalische Ausbildung durch den Vater, anschließend bei professionellen Geigern. |
ab 1794 | Konzerte in Kirchen und privaten Kreisen. Kompositionsstudium in Parma bei Paer und Gasparo Ghiretti. Er schreibt viel Gitarrenmusik. |
1795 | Auftritt des poln. Geigers Duranowski in Genua, der Paganini inspirierte. |
1801–09 | Er lebt in Lucca; dort 1805 erster Geiger der Cappella nazionale der Stadt. |
Vor 1818 | 24 Capricen op. 1, die die Gattung der Konzertetüde begründen (veröffentlicht 1820). |
1805–09 | Er komponiert 45 Sonaten. |
1810–24 | Erste Konzertreise durch Italien. |
1813–1815 | Gitarrenquartette op. 4 und op. 5. |
1816 | 1. Violinkonzert Es-Dur op. 6: konventionelle Konzertsonatenform mit sehr virtuosen Passagen im Soloinstrument. |
1825–27 | Zweite Konzertreise durch Italien. |
1826/28 | 2. (h-Moll, op. 7) und 3. Violinkonzert E-Dur. |
1828–34 | Spektakuläre Auftritte in europ. Städten. |
1830 | Publikation einer Paganini-Biographie von Julius Schottky. 4. (d-Moll) und 5. Violinkonzert (a-Moll). |
1837 | Die längerfristige Einrichtung eines Konzertetablissements in Paris, des Casino Paganini, scheitert. |
1840 | Er stirbt am 27. Mai in Nizza. |
Über die Autoren
Ernst Herttrich (Herausgeber)
Dr. Ernst Herttrich, geboren 1942 in Würzburg, studierte Musikwissenschaft, Geschichte, Germanistik und Theologie an den Universitäten in Würzburg und Köln. 1970 promovierte er in Würzburg mit Studien zum Ausdruck des Melancholischen in der Musik von Mozart.
Von 1970 bis 1990 war er Lektor beim G. Henle Verlag in München, danach über 15 Jahre Leiter der Beethoven-Gesamtausgabe und ab 1999 Leiter des Verlags Beethoven-Haus, ab 2001 Leiter des Beethoven-Archivs, der wissenschaftlichen Forschungsstelle des Beethoven-Hauses.
Er war Gastprofessor an der Meiji Gakuin Universität in Tokio und unternimmt mehrfach Vortragsreisen dorthin und nach Kyoto. Seine Forschungsschwerpunkte sind Quellenkunde, Editionstechnik und Musikgeschichte. Herttrich veröffentlichte u.a. „Beethoven. Liederkreis an die ferne Geliebte“ (Bonn 1999) und „Ludwig van Beethoven. Biographie in Bildern“ (Bonn, 2000). Herttrich hat über 100 Urtext-Ausgaben für den G. Henle Verlag ediert.
Die vorliegende Ausgabe fußt auf dem Autograph und korrigiert die vielen, die ursprüngliche Intention Paganinis verzerrenden Fehler.
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