Wilhelm Friedemann Bach
Ausgewählte Klavierwerke
Wilhelm Friedemann Bach war Johann Sebastian Bachs ältester Sohn und dem barocken Musikgeist enger verbunden als seine jüngeren Brüder. In unserem Auswahlband mit drei Klaviersonaten, zwei Fantasien und einer Suite steht der Klavierkomponist an der Schwelle zu freieren Formen und Harmonien. Die Suite in g-moll steht noch ganz im Zeichen des Barock. Die beiden Sonaten in D-dur mit ihren galanten, kapriziösen Unregelmäßigkeiten erfordern vom Spieler große Aufmerksamkeit. Die 1748 veröffentlichte Es-dur-Sonate weist mit ihrer Themenverarbeitung schon auf Haydn voraus. In den Fantasien in a-moll und c-moll scheinen die befreienden Kräfte der Zeit zu wirken. Die Fingersatzbezeichnungen der vorliegenden Urtextausgabe stammen vom Pianisten und langjährigen Pädagogen Klaus Schilde, der zahlreiche Ausgaben des G. Henle Verlags bezeichnet hat.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Wilhelm Friedemann Bach
Ein deutscher Komponist, Organist und ältester Sohn Johann Sebastian Bachs. Ausgebildet von seinem Vater, zählte er zu Lebzeiten zu den gefragtesten Organisten. Als Komponist bediente er sich zunächst älteren musikalischen Formen, welche jedoch im Verlauf seines Schaffens zunehmend Elementen der Klassik wichen. Er schrieb u.a. virtuose Werke für Tasteninstrumente, darunter bedeutende Konzerte für Cembalo, Kantaten, Kammermusik sowie Orchesterwerke.
1710 | Er wird am 22. November in Weimar geboren. |
1717–23 | Er besucht (vermutlich) die lutherische Lateinschule in Köthen. |
1720 | Am 22. Januar legt sein Vater das Clavier-Büchlein für Wilhelm Friedemann Bach an. Es dokumentiert seinen frühsten musikalischen Werdegang und enthält erste Kompositionsversuche. |
1723 | Übersiedlung der Familie nach Leipzig. Am 14. Juni wird er Schüler der Thomasschule. |
um 1726 | Er erhält Violinunterricht bei Johann Gottlieb Graun. |
1729 | Am 5. März tritt er in die juristische Fakultät der Universität Leipzig ein. |
1733–46 | Am 1. August wird er Organist der Sophienkirche zu Dresden. Er engagiert sich im Musikleben des Dresdner Hofs und verkehrt mit musikinteressierten Adeligen, denen er einige seiner Kompositionen widmet. |
1746–64 | Er ist Organist der Liebfrauenkirche in Halle/Saale. Es entstehen zahlreiche Kantaten. Spannungen im Arbeitsumfeld veranlassen ihn zur Kündigung. |
ab 1764 | Mittels Privatunterricht versucht er den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern. |
ab 1774 | Er lässt sich in Berlin nieder. Er festigt seinen Ruf als virtuoser Konzertorganist und Improvisateur. |
1784 | Er stirbt am 1. Juli verarmt in Berlin. |
Über die Autoren
Klaus Schilde (Fingersatz)
Prof. Klaus Schilde, geboren 1926, verbrachte seine Jugend in Dresden. Entscheidende Impulse erhielt er dort durch Walter Engel, der ihn in Klavier (Kodalyi-Methode), Komposition und Violine unterrichtete. Von 1946–1948 studierte er an der Musikhochschule Leipzig bei Hugo Steurer und nach der 1952 erfolgten Übersiedlung in den Westen bei Walter Gieseking und Edwin Fischer, sowie bei Marguerite Long, Lucette Descaves und Nadia Boulanger in Paris.
Schilde gewann zahlreiche Preise. Von 1947 an konzertierte er als Solist und Kammermusiker auf nahezu allen Kontinenten mit renommierten Orchestern. Lehrtätigkeiten unterhielt er an den Musikhochschulen Berlin-Ost, Detmold, Berlin-West, München, Tokio (Geidai) und Weimar. Von 1988–1991 Präsident der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater München, an der er auch jahrzehntelang als Professor unterrichtete. Es gibt mit Klaus Schilde zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufnahmen sowie CD-Einspielungen. Schilde hat für nahezu 100 Urtextausgaben des G. Henle Verlags seine Fingersätze beigesteuert.
Prof. Klaus Schilde verstarb am 10.12.2020.
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