Joseph Haydn
Concertini für Klavier (Cembalo) mit zwei Violinen und Violoncello
Wie der Titel schon sagt, handelt es sich bei diesen vier Concertini von Joseph Haydn um kleine Konzerte – wobei klein in mehrerer Hinsicht gilt: für den Umfang der Werke, für die Besetzung mit Soloklavier, zwei Violinen und Bass und ebenso für die technischen Ansprüche an den Pianisten. Die auf einfache Spielbarkeit angelegten Frühwerke Haydns sind damit bestens geeignete Literatur für erste Auftritte und können auch zur Vorbereitung auf die größeren Klavierkonzerte Haydns und Mozarts dienen.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Joseph Haydn
Sein immenses Œuvre dokumentiert den grundlegenden musikhistorischen Wandel in der 2. Hälfte des 18. Jh.s, der zur Emanzipation der Instrumentalmusik führte. Seine bedeutendsten Gattungen sind Sinfonie und Streichquartett, in denen er das Verfahren der motivisch-thematischen Arbeit entwickelte; er schuf wesentliche Beiträge zum Instrumentalkonzert und zur Klaviermusik; in seinen letzten Lebensjahren entstanden seine großen oratorischen Werke. Die Oper und das Lied nehmen eine eher untergeordnete Bedeutung ein.
1732 | Er wird vermutlich am 31. März (Taufdatum 1. April) in Rohrau geboren. |
1737 oder 1738 | Sein Onkel Johann Mathias Franck nimmt ihn zu sich, um seine musikalische Ausbildung zu leiten. |
um 1739/40 | Etwa 8-10 Jahre lang Chorknabe am Stephansdom in Wien. |
ab 1750 | Er verdient seinen Lebensunterhalt als Musiker, Lehrer und Komponist. |
1757–61 | Anstellung als Musikdirektor bei Graf Morzin. Er macht sich als Komponist einen Namen: 15 Sinfonien, Klaviersonaten, Trios, Divertimentos, Streichtrios, Bläserpartiten, Streichquartette op. 1 und 2. |
1761 | „Tageszeiten-Sinfonien“ Nr. 6-8: „Le matin“, „Le midi“, „Le soir“. |
ab 1761 | Anstellung am Hof Esterházy unter Fürst Paul Anton, ab 1762 unter Fürst Nikolaus, 1790-96 unter Paul Anton II., dann unter Nikolaus II., zunächst als Vizekapellmeister, ab 1766 als Kapellmeister. |
1764–65 | Sinfonien Nr. 22 Es-Dur „Der Philosoph“, Nr. 30 C-Dur „Alleluja“, Nr. 31 D-Dur „Mit dem Hornsignal“. |
1766 | Fürst Nikolaus Esterházy fordert Opern für das Theater im neu erbauten Schloss. Haydns Opern entstehen überwiegend für besondere Anlässe, z. B. „La Canterina“ 1766 für den Besuch des Kaisers. Er komponiert vermehrt Baryton-Stücke für Fürst Nikolaus. |
1766–74 | 18 Sinfonien, darunter „La passione“ f-Moll (1768), „Lamentatione“ d-Moll (1770), „Der Schulmeister“ Es-Dur (1774), „Trauersinfonie“ e-Moll (1772): erweiterte Ausdrucksbereiche (6 stehen in der Moll-Tonart), mehr Kontrapunkt. |
1768 | Uraufführung von „Lo speziale“ auf Goldonis Libretto zur Einweihung des neuen Opernhauses in Eszterháza. |
1770 | Uraufführung des dramma giocoso „Le pescatrici“. Nach zehnjähriger Pause schreibt er die wegweisenden Streichquartette „6 Divertimenti“ op. 9 und op. 17 (1771). |
1771 | Klaviersonate Nr. 20 in c-Moll. |
1772 | „Abschiedssinfonie“ Nr. 45 fis-Moll; „6 Divertimenti (‚Sonnenquartette‘)“ op. 20, die durch kontrapunktische Satzweise (z. T. Fugen als Schlusssätze) geprägt sind. |
1775 | Uraufführung der Oper „L’incontro improvviso“. |
um 1775–78 | „Missa brevis sancti Joannis de Deo (‚Kleine Orgelmesse‘)“. |
1776 | Fürst Nikolaus fordert regelmäßige Opernaufführungen in Eszterháza. Haydn richtet die aus Wien oder Italien importierten Werke für den dortigen Geschmack ein. Er zieht von Eisenstadt nach Schloss Eszterháza um, wo der Hof 10 Monate im Jahr weilt. Wenig Instrumentalmusik nach 1776, oft mit integrierter Opernmusik. |
1777 | Uraufführung von „Il mondo della luna“ nach Goldoni. |
1779 | Kontakt mit dem Verleger Artaria, der im folgenden Jahrzehnt seine Kompositionen verbreitet. |
1781 | Aufführung der Oper „La fedeltà premiata“. Mariazellermesse; Streichquartette op. 33 (‚Russische Quartette‘), die nach größerer Pause im Komponieren von Quartetten „auf gantz neue besondere art“ (Haydn) geschrieben sind und paradigmatisch für Haydns „Witz“ im Sinn des spielerischen Umgangs mit den Mitteln gelten. |
1782 | Uraufführung von „Orlando paladino“. Er beginnt, seine Kompositionen auch im Ausland zu verkaufen: Die Sinfonien Nr. 76-78 und 79-81 (1783-84) lässt er in Paris drucken. |
1783 | Cellokonzert D-Dur (Hob. VIIb: 2). |
1784 | Uraufführung von „Armida“; danach komponiert er keine Opern mehr für den Hof. Klavierkonzert D-Dur. |
1785–86 | Auftrag des Grafen d’Ogny, 6 Sinfonien (Pariser Sinfonien Nr. 82-87) für die Aufführung im Concert de la Loge Olympique in Paris zu schreiben. |
1787–90 | Streichquartette op. 50, 54 und 55. Nach Fürst Nikolaus’ Tod entlässt Fürst Paul Anton II. die gesamte Hofkapelle, Haydn bleibt nominell im Amt. |
1791 | Komposition der Oper „L’anima del filosofo ossia Orfeo ed Eurudice“, die nicht zur Aufführung kommt (postume Aufführung in Florenz 1951). |
1791–92 | Aufenthalt in London, engagiert durch den Konzertmanager Johann Peter Salomon. „6 Quartetti“ op. 64; die erste Sammlung der Bearbeitung schott. Volkslieder erscheint 1792. Komposition der ersten 6 Londoner Sinfonien Nr. 93-98, darunter die Sinfonie „Mit dem Paukenschlag“ Nr. 94. |
1792 | Sinfonia concertante für Violine, Cello, Oboe, Fagott und Orchester B-Dur. |
1794–95 | Zweiter London-Aufenthalt. 6 Londoner Sinfonien Nr. 99-104, Nr. 104 mit monothematischem Kopfsatz, „Militärsinfonie“ Nr. 100 mit Einbeziehung von Janitscharen-Musik; Sonatenrondo als neue Form des Schlusssatzes, z. B. Nr. 102. |
1794 | Regierungsantritt Nikolaus’ II., der jedes Jahr eine Messe zur Feier des Namenstages der Fürstin fordert: Es entstehen 6 große Messen: „Heiligmesse“ B-Dur und „Paukenmesse“ C-Dur (1796), „Nelsonmesse“ d-Moll/D-Dur (1798), Theresienmesse B-Dur (1799), „Schöpfungsmesse“ B-Dur (1801), „Harmoniemesse“ B-Dur (1802). |
1796 | Vokalfassung der zunächst instrumentalen Version von „Die Sieben Worte (Die Worte des Heilands/Erlösers am Kreuze)“, Trompetenkonzert Es-Dur. |
1797 | Kaiserhymne „Gott erhalte Franz den Kaiser“ und Kaiserquartett C-Dur op. 76/3. |
1798 | Uraufführung des Oratoriums „Die Schöpfung“. |
1801 | Aufführung des Oratoriums „Die Jahreszeiten“. |
1809 | Er stirbt am 31. Mai in Wien. |
Über die Autoren
Horst Walter (Herausgeber)
Dr. Horst Walter, geboren 1931 in Hannover, studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie an der Universität Köln. 1962 wurde er mit einer Arbeit zur Musikgeschichte Lüneburgs promoviert und wurde noch im selben Jahr wissenschaftlicher Mitarbeiter des Joseph Haydn Instituts.
Von 1992 bis zum altersbedingten Ausscheiden war er dessen Leiter. Er ist Verfasser zahlreicher Beiträge zur Haydn-Forschung, u.a. biographisch-dokumentarischer und bibliographischer Art. Horst Walter starb am 4. April 2016.
Hans-Martin Theopold (Fingersatz)
Prof. Hans-Martin Theopold wird am 22. April 1904 als jüngstes von fünf Kindern einer Pfarrfamilie in Detmold geboren. Schon als Kind spielt er häufig die Orgel der „Marktkirche“ und nimmt bald Klavierunterricht (bei Theodor Vehmeier), mit 17 Jahren debütiert er als mit Ludwig van Beethovens Klavierkonzert C-dur am Detmolder Landestheater unter der Leitung von Friedrich Quast (Herford). Nach am Gymnasium Leopoldinum Detmold bestandenen Abitur studiert er Musik und Klavier (Hauptfach): 1922–23 zunächst an der Württembergischen Hochschule für Musik in Stuttgart (bei Max von Pauer, 1866–1945) und daraufhin 1923–1928 an der staatlichen akademischen Hochschule für Musik in Berlin-Charlottenburg (bei Richard Rössler, 1880–1962, und Waldemar Lütschg, 1877–1948). Im Anschluss an seine mit Prädikatsnote „sehr gut“ abgeschlossenen Klavierstudien im Jahr 1928 entfaltet Theopold eine rege solistische Konzerttätigkeit im In- und Ausland (USA, Schweiz, Skandinavien, Baltikum, Balkan). Auch als Mitglied der Kammermusikvereinigung der Staatsoper Berlin (seit 1933) gibt er unzählige Kammermusikkonzerte, unter anderem mit seinem langjährigen Violinpartner Gustav Havemann (1882–1960).
Publikum und Presse feiern Theopold in den 1930er-Jahren als außerordentliche Pianisten-Begabung: „Dieser junge Künstler hat das Zeug in sich, in Bälde einer der besten Spieler Deutschlands zu werden. Eine überragende Technik, ein wundervoll singender Klavierton, eine titanische Kraft, der durch eine unvergleichlich weiche Elastizität des Anschlages jede Härte genommen ist“ [Münchener Zeitung, 21. November 1933]. – „Von seinem blendenden pianistischen Können gab H. M. Theopold überzeugende Beweise in einer modern gerichteten, stark fesselnden Sonate von Alban Berg, vor allem aber in Schuberts […] in geschliffener Technik und gestalterischer Kraft gespielter Wanderer-Fantasie“ [Weser-Zeitung, 21. Dezember 1932]. Theopold erhält mehrere Preise, darunter schon 1928 den „Grotrian-Steinweg-Preis“.
Im Jahr 1937 wird Theopold zum Vertragslehrer für das Hauptfach Klavier am „Bayerischen Staatskonservatorium der Musik“ in Würzburg ernannt. 1939 erfolgt die Verehelichung mit der aus Moskau stammenden Irene Tatjana Wülfing. Ab 1943 übernimmt Hans-Martin Theopold die Leitung der Meisterklasse für Klavier an der „Nordischen Musikschule“ in Bremen, die durch die Kriegsereignisse abgebrochen wird. Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft konzertiert und unterrichtet Theopold ohne Festanstellung. 1955–1956 fungiert er zunächst als Leiter der Meisterklasse für Klavierspiel des „Bergischen Landeskonservatoriums“ Wuppertal und wird schließlich am 1. April 1956 zum Professor für das Fach Klavier an das „Staatliche Institut für Schul- und Volksmusik“ in Detmold, später „Nordwestdeutsche Musikakademie Detmold“ (heute „Hochschule für Musik Detmold“) berufen. Hier entfaltet er eine jahrzehntelange rege Lehrtätigkeit. Am 30. September 1969 wird er in den Ruhestand verabschiedet. „Seine Schüler rühmen an ihm seine pädagogische Begabung. […] Humor, Charme, Hilfsbereitschaft und Herzensgüte mildern die Strenge seiner Berufsauffassung als Musiker und Lehrer“ (Lippische Rundschau, 23.4.1969; siehe auch: Lippische Landeszeitung 22.4.1969 zum 65. Geburtstag Theopolds: „Prof. Theopold, ein bescheidener, gleichwohl vitaler Mann, ist ein begeisterter Pädagoge“). Im Jahr 2000 stirbt Theopold in Detmold.
Der Kontakt zu Günter Henle kam unmittelbar nach Gründung des Verlags zustande, als sich Theopold mit großem Enthusiasmus für die ersten Urtextausgaben des gerade gegründeten Musikverlags bedankte. Eine umfangreiche Korrespondenz des Verlagsarchivs wurde 2014 der Lippischen Landesbibliothek vermacht, um sie der interessierten Öffentlichkeit langfristig zugänglich zu machen. Diese Korrespondenz beweist einerseits Theopolds starkes Interesse an musikalischen Quellen- und Textfragen, andererseits seine anfängliche strikte Ablehnung (!) von Fingersätzen in solchen textkritischen Ausgaben: „Denn Fingersätze sind und bleiben trotz aller Qualität eine individuelle Angelegenheit“ (Brief an Günter Henle vom 26. Mai 1949). Günter Henle lässt sich jedoch nicht beirren und pocht auf die Notwendigkeit von Fingersätzen in seinen Urtextausgaben: „Es ist doch besser, man bringt den Urtext […] mit Fingersätzen, die für einige wenige entbehrlich sind oder gar, ich gebe es zu, vielleicht da und dort störend empfunden werden“ (Brief an Hans-Martin Theopold vom 17. September 1953).
Erst im Jahre 1955 nimmt Hans-Martin Theopold erstmals das Angebot Günter Henles an, versuchsweise Fingersätze für eine gerade im Entstehen begriffene Urtextausgabe beizusteuern (HN 74, Schubert, Tänze für Klavier, Band 1). In rascher Folge bekommt Theopold daraufhin nahezu sämtliche Fingersatzaufträge für Neuerscheinungen des Verlags übertragen. Günter Henle, selbst ein guter Klavierspieler, schätzte die Fingersätze Theopolds sehr, auch seine damit verbundenen zahlreichen Anregungen, den eigentlichen Notentext betreffend. Außerdem war Theopold in der Zusammenarbeit stets zuverlässig, gründlich und gewissenhaft – ein nicht unwesentlicher Aspekt in der Verlagsarbeit.
Hans-Martin Theopold hat deshalb bis heute mit großem Abstand die meisten Urtext-Ausgaben des G. Henle Verlags mit seinen Fingersätzen versehen. Es sind schließlich 226 Editionen (!) geworden. Eine Laudatio des G. Henle Verlags, im Jahre 2014 aus Anlass einer Gedenkfeier zu Theopolds 110. Geburtstag verfasst, kann man » hier lesen. Wir danken Frau Margot Theopold sowie der Hochschule für Musik Detmold für vielfältige Unterstützung und Bereitstellung biographischen Materials.
G. Henle Verlag
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