Erik Satie
Gnossiennes
Wie die "Gymnopédies" spielen auch die "Gnossiennes" auf altgriechische Traditionen an. Möglicherweise angeregt durch die Pariser Weltausstellung 1889, brachte Satie orientalische Ornamentik ins Spiel. Mit einem feinen Gespür für musikalische Tendenzen, die gerade "en vogue" waren, verband er exotische Elemente, Einflüsse aus der Kabarettmusik und selbstverständlich eigene Ideen zu etwas ganz Neuem. Einige der "Gnossiennes" überraschen durch rätselhafte Textfragmente zwischen den Notenzeilen. Sie dürfen, so Satie, nicht laut gelesen werden, sondern stellen eine geheimnisvolle Verbindung des Komponisten zum Spieler her - eine kreative Herausforderung, die wir mit unserer Urtextausgabe an die Interpreten unserer Tage weitergeben.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Erik Satie
Avantgardistischer Komponist mit äußerst individuellem Œuvre um 1900 in Paris.
1866 | Er wird am 17. Mai in Honfleur geboren. |
1874 | Orgelunterricht und Einführung in den gregorianischen Choral, der sich prägend auf sein Schaffen auswirkt: „Quatre Ogives“ für Klavier (1886) und „Messe des Pauvres“ für Orgel (1895). |
1879–87 | Studium am Pariser Conservatoire. |
ab 1887 | Am Montmartre verdient er seinen Lebensunterhalt u.a. als musikalischer Leiter des Schattentheater des Chat-Noir und Pianist an der Auberge du Clou. Er übernimmt die Tonsprache der Music-Hall und des Kabaretts: z. B. „Trois morceaux en forme de poire“ für Klavier vierhändig (1903). |
1888/89 | Entstehung der ersten „Gymnopédies“ und „Gnossiennes“ für Klavier. |
1891–92 | Er schließt sich dem exzentrischen Kreis des „Ordre de la Rose-Croix Catholique du Temple et du Graal“ um Sâr Péladan an und komponiert für sie avantgardistische Musik: „Le fils des étoiles“ (Bühnenstück) mit Quartschichtungen, „Trois Sonneries de la Rose + Croix“. |
1893 | „Vexations“ für Klavier, das 840-mal zu wiederholen ist. |
1905–08 | Studium an der Schola cantorum in Paris, um seine Kompositionstechnik zu verbessern. |
1911 | Die Aufführungen seiner Kompositionen durch Ravel bringen ihm Anerkennung als Komponist. |
ab 1912 | Neue kompositorische Phase: Klavierstücke, deren unterlegte, zu lesende Texte den musikalischen Ablauf (Verfremdung von Modellen) zusätzlich konterkarieren: „Véritables préludes flasques (pour un chien)“ (1912), „Descriptions automatiques“ (1913), „Sports & Divertissements“ (1914), „Sonatine bureaucratique“ (1917). |
1916/17 | Ballett „Parade“ mit Cocteau und Picasso. |
1917/18 | „Socrate (drame symphonique)“ als eines der Hauptwerke des Neoklassizismus. |
1925 | Er stirbt am 1. Juli in Paris. |
Über die Autoren
Ulrich Krämer (Herausgeber)
PD Dr. Ulrich Krämer, geboren 1961 in Bielefeld, leitet die Forschungsstelle der Arnold Schönberg Gesamtausgabe in Berlin. Er studierte Musikwissenschaft und Germanistik in Hamburg und Bloomington, promovierte bei Rudolf Stephan über Alban Berg als Schüler Arnold Schönbergs und wurde von der Fakultät Musik der Universität der Künste, Berlin habilitiert.
Neben seiner editorischen Tätigkeit war er Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ und an der Universität der Künste, Berlin sowie „Visiting Scholar“ am Graduate Center der City University New York. Zu seinen wissenschaftlichen Publikationen zählen neben den für die Schönberg-Ausgabe vorbereiteten Bänden (u. a. die mit dem Deutschen Musikeditionspreis ausgezeichnete Gurre-Lieder-Partitur) die Ausgaben von Alban Bergs Kompositionen aus der Studienzeit und von Theodor W. Adornos Kompositionen aus dem Nachlass sowie Aufsätze und Beiträge zu Brahms, Berg, Schönberg, Ravel und Astor Piazzolla.
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