Maurice Ravel
Introduction et Allegro für Harfe, Flöte, Klarinette und Streichquartett
Im Juni 1905 berichtete Ravel einem Freund kurz vor der Abreise zu einem längeren Urlaub: „Ich war schrecklich beschäftigt wegen eines Harfenstücks, das die Firma Érard bestellt hat. Nach einer Woche verbissener Arbeit und drei schlaflosen Nächten konnte ich es mehr schlecht als recht beenden.“ Die Eile, in der die Komposition entstanden ist, merkt man ihr überhaupt nicht an. Vielmehr scheint es, als habe Ravel alle klanglichen Möglichkeiten der Harfe in dem kurzen, aber überaus aparten Stück auszunutzen gewusst. Dieses Septett mit der außergewöhnlichen Besetzung bereichert die Urtextausgaben mit Ravels Kammermusik bei Henle.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Maurice Ravel
Ravel gehört zusammen mit Satie und Debussy zu den Neuerern, die sich mit der akademischen Ausbildung überwarfen und eine eigene, fortgeschrittene, bei Ravel durch russ. und span. Musik, aber auch durch Exotismen inspirierte Klangsprache schufen, ohne die Tonalität zu verlassen. Der Meister der Orchestration ging von Klavierwerken aus, die er orchestrierte: Klavierlieder und Klavierwerke existieren gleichberechtigt in Orchesterfassungen.
1875 | Er wird am 7. März in Ciboure geboren; Umzug der Familie nach Paris im selben Jahr. |
1882 | Unterricht in Klavier, Theorie und Komposition. |
1889 | Beginn des Studiums am Pariser Conservatoire, an dem er nie einen Abschluss erreicht. |
um 1893 | Einfluss durch Chabrier und Satie. |
1901 | „Jeux d’eau“ für Klavier in neuer „impressionistischer“ Klangsprache, ebenso „Miroirs“ (1904-05). |
1903 | „Shéhérazade“ für Singstimme und Klavier-/Orchesterbegleitung mit orientalischer Klangsprache. |
1905 | Affäre um die dritte Rompreis-Bewerbung Ravels. |
1907 | Die Uraufführung der „Histoires naturelles“ nach Jules Renard löst bei Publikum und Kritikern Befremden aus. |
1907–08 | Rhapsodie espagnole für Orchester. |
1908/10 | „Ma mère l’oye“ für Klavier vierhändig, 1911 als Ballett. |
1911 | Uraufführung der Oper „L’Heure espagnole“ in Paris. |
1911/12 | „Valses nobles et sentimentales“ für Klavier/Orchester. 1912 Uraufführung des Balletts „Daphnis et Chloé“. |
1914/19 | „Le tombeau de Couperin“ für Klavier/Orchester nimmt den kommenden Neoklassizismus vorweg. |
ab 1920 | Viele Konzertreisen durch Europa und die USA. |
1925 | Uraufführung der Oper „L’Enfant et les sortilèges“. |
1928 | Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Oxford. „Boléro“ für Orchester. |
1929–31 | Klavierkonzert G-Dur mit Jazzelementen. |
1937 | Er stirbt am 28. Dezember in Paris. |
Über die Autoren
Peter Jost (Herausgeber)
Dr. Peter Jost, geboren 1960 in Diefflen/Saar, studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Komparatistik an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Promotion 1988 mit einer Arbeit über Robert Schumanns Waldszenen.
Von November 1991 bis April 2009 Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Richard Wagner-Gesamtausgabe in München, seit Mai 2009 Lektor beim G. Henle-Verlag. Urtext-Ausgaben vor allem von französischer Musik des 19. und 20. Jahrhunderts, u.a. zu Werken von Lalo, Saint-Saëns und Ravel.
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Unter Ravels nicht gerade üppiger Kammermusik, neben Streichquartett, Klaviertrio und einigen Sonaten, hatte und hat diese singuläre Komposition (Spieldauer 13 Minuten) trotz oder wegen ihrer auffälligen Besetzung nicht die bevorzugte Aufmerksamkeit erfahren. Umso beachtenswerter erscheint deshalb die kürzlich erschienene, vorzüglich ausgezeichnete Neu- und Urtextausgabe. Deren Quellen werden ausführlich beschrieben und durch eine mehrsprachige Legende der Vortragsbezeichnungen ergänzt.
Neue Musikzeitung, 2018Obwohl die Taktaufteilung und das Format der Stimmen mit jenen der Erstausgabe vergleichbar ist, lassen sich die Noten im neuen Druck besser lesen, da sie größer gesetzt sind. Vor allem ist nun eine sehr schöne Ausgabe erschienen, auf die man sich wirklich verlassen kann.
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