Wolfgang Amadeus Mozart
Klarinettenkonzert A-dur KV 622
Das schönste und bedeutendste Klarinettenkonzert der Musikgeschichte erscheint nun auch in einer Urtextausgabe im Henle Verlag. Dem Klavierauszug sind zwei Stimmen beigelegt: die Urtext-Klarinettenstimme nach den Frühdrucken des Konzertes und eine Rekonstruktion für Bassettklarinette, dem Instrument, für das Mozart die Komposition ursprünglich niederschrieb. Der Herausgeber Henrik Wiese geht im Vorwort und den Bemerkungen ausführlich auf die besondere Quellenlage dieses Werkes ein, das schon lange als Probespielstück Nr. 1 etabliert ist. Als besondere Zugabe enthält die Ausgabe den Text des autographen Fragmentes für Bassetthorn in G.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Wolfgang Amadeus Mozart
Mozart ist einer der wenigen Komponisten, die in allen Gattungen Meisterwerke hervorbrachten. Durch seine bereits früh unternommenen Konzertreisen gewann er viele unterschiedliche musikalische Eindrücke (London, Mannheim, Italien, Paris), die er in seinen Jugendjahren assimilierte und die die Voraussetzung für seine spätere vollendete Musiksprache bildeten.
1756 | Er wird am 27. Januar in Salzburg als Sohn des Musikers und späteren Hofkomponisten Leopold Mozart geboren. Sehr früher, geregelter Musikunterricht durch den Vater ab 1761, erste Kompositionen mit 5 Jahren. |
1763–66 | Längere Konzertreise durch verschiedene dt. Städte und nach Paris, London, Amsterdam, in die Schweiz. Er komponiert seine ersten Sonaten für Violine und Klavier KV 10-15, Königin Charlotte gewidmet, sowie die ersten in London entstandenen Sinfonien KV 16, 19, die den Einfluss der Werke Johann Christian Bachs und Karl Friedrich Abels zeigen (Form der dreisätzigen ital. Sinfonia). |
1767 | Uraufführung des geistlichen Singspiels „Die Schuldigkeit des ersten Gebotes“ KV 35 (mit Michael Haydn und Anton C. Adlgasser verfasst) und des Intermediums „Apollo et Hyacinthus“ KV 38 in Salzburg. Reise mit Vater und Schwester nach Wien. |
1768 | Vermutlich Uraufführung des Singspiels „Bastien und Bastienne“ KV 50 in Wien. Komposition seiner ersten Messen. |
1769 | Aufführung des dramma giocoso „La finta semplice“ KV 51 in Salzburg. |
1769–71 | Zwei Italienreisen; er trifft u.a. auf Farinelli, P. Nardini und Padre Martini, auf der zweiten Reise mit Hasse zusammen. Uraufführungen der Opera seria „Mitridate, Re di Ponto“ und der Festa teatrale „Ascanio in Alba“ in Mailand 1770 und 1771. Komposition von Sinfonien und des 1. Streichquartetts (1770, KV 80). |
1771 | Komposition des Oratoriums „La Betulia liberata“ KV 118 in Salzburg/Italien. |
1772 | Uraufführung der Serenata drammatica „Il sogno di Scipione“ KV 126 zum Amtsantritt des Salzburger Erzbischofs Hieronymus Graf Colloredo. Er erhält eine Anstellung als besoldeter Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle (der er seit 1769 als unbesoldetes Mitglied angehörte). Dritte Italienreise mit dem Vater, Uraufführung des Dramma per musica „Lucio Silla“ in Mailand mit gutem Erfolg. Die letzte Italienreise bedeutet den Abschluss seiner jugendlichen Phase der Aneignung: Er hat alle wichtigen Instrumentalgattungen (Sinfonie, Sonate, Streichquartett) und alle gängigen Operngattungen (Singspiel, Opera buffa, Opera seria, Festa teatrale) erprobt. |
ab 1773 | Komposition von Streichquartetten (KV 168-173) unter dem Einfluss von Haydn, von Sinfonien, Divertimenti, Serenaden. Er widmet sich, bedingt durch seine Dienstpflichten, verstärkt der Kirchenmusik; es entstehen mehrere Messen. Beginn der Komposition von Violin- und Klavierkonzerten. |
1775 | Uraufführung des dramma giocoso „La finta giardiniera“ in München und der Serenata „Il Rè pastore“. Klaviersonaten KV 279-284. |
1777 | Er legt seinen Posten vorübergehend nieder, um eine Bewerbungsreise mit der Mutter nach München, Mannheim und Paris anzutreten. |
1778 | Komposition der Pariser Sinfonie D-Dur (KV 297). Er erlebt in Paris den Streit zwischen Gluckisten und Piccinnisten. Druck von Violinsonaten. |
1779 | Er tritt seinen Dienst in Salzburg wieder an, als Hoforganist. Krönungsmesse C-Dur. |
1781 | Uraufführung der Tragédie lyrique „Idomeneo“ in München, in der frz. mit ital. Elementen synthetisiert werden. Reise nach Wien. Nach dem Bruch mit dem Erzbischof in Salzburg legt er seinen Posten nieder, siedelt nach Wien über und verdient seinen Unterhalt als freier Komponist, durch Konzert- und Lehrtätigkeit. Seine letzte große Schaffensperiode beginnt. |
1782 | Er lernt bei Baron van Swieten Werke von Bach und Händel kennen; daraufhin bearbeitet er Bach’sche Fugen und bringt den „gelehrten Stil“ (Fugen und Kontrapunkt) neben dem „galanten“ in seine Werke ein (u. a. Streichquartett G-Dur KV 387, 1782; Klaviersonate F-Dur KV 533, 1786; Jupiter-Sinfonie KV 551, 1788; „Zauberflöte“ und Requiem d-Moll KV 626, beide 1791). Uraufführung des Singspiels „Die Entführung aus dem Serail“ in Wien. Komposition der Haffner-Sinfonie D-Dur KV 385. |
1783 | Messe in c-Moll KV 427, Linzer Sinfonie C-Dur KV 425. |
1784 | Jagd-Quartett B-Dur KV 458. |
1785 | Uraufführung des Oratoriums „Davide penitente“ KV 469 in Wien. Dissonanzen-Quartett C-Dur KV 465. |
1786 | Uraufführung der Komödie mit Musik „Der Schauspieldirektor“KV 486, über die Salieris Konkurrenzwerk „Prima la musica e poi le parole“ siegt. Uraufführung der Opera buffa „Le nozze di Figaro“ in Wien, deren ausgedehnte Handlungs-Finali einen Höhepunkt der Buffo-Oper bilden. Prager Sinfonie D-Dur KV 504. |
1787 | Serenade G-Dur (Eine kleine Nachtmusik) KV 525. Er wird zum K.-k.-Kammer-Kompositeur ernannt. Uraufführung des Dramma giocoso „Il dissoluto punito ossia Il Don Giovanni“ in Prag, das eine Synthese von ernster und heiterer Oper bildet. |
1788 | Komposition der großen Sinfonien Es-Dur KV 543, g-Moll KV 550 und C-Dur (Jupitersinfonie) KV 551. Klarinettenquintett A-Dur KV 581. |
1790 | Uraufführung des Dramma giocoso „Così fan tutte ossia La scuola degli amanti“ in Wien. |
1791 | Uraufführung der Opera seria „La clemenza di Tito“ in Prag und des Singspiels „Die Zauberflöte“ in Wien. Klarinettenkonzert A-Dur KV 622. Das Requiem bleibt unvollendet. Er stirbt am 5. Dezember in Wien. |
Über die Autoren
Henrik Wiese (Herausgeber)
Henrik Wiese wurde 1971 in Wien geboren. Er studierte zunächst Flöte bei Paul Meisen (München). Später folgte ein Studium der Indogermanistik, Allgemeinen Sprachwissenschaft und Musikwissenschaft. 1995–2006 war er Soloflötist an der Bayerischen Staatsoper (München), seit 2006 ist er auf selber Position im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks tätig. Wiese ging als Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs (1995) und mehrerer internationaler Flötenwettbewerbe (u.a. ARD-Wettbewerb 2000) hervor.
Das Quellenstudium im Rahmen der Herausgebertätigkeit für den G. Henle Verlag führte ihn zur historischen Aufführungspraxis und der Traversflöte. Auf diesem Instrument spielt er in der Accademia giocosa. Wiese gibt weltweit Meisterkurse und versucht seine Schüler den intelligenten Umgang mit Editionen und Quellen zu vermitteln, zum Kadenzenschreiben anzuleiten und das intonatorische Hören zu verfeinern. Sein künstlerisches Wirken als Solist, Kammermusiker und Orchestermusiker ist auf zahlreichen CDs dokumentiert.
Jan Philip Schulze (Klavierauszug)
Prof. Jan Philip Schulze erhielt seine pianistische Ausbildung an der Musikhochschule in München und am Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium und startete seine vielseitige internationale Karriere mit Wettbewerbserfolgen in Italien, Spanien und Südafrika.
Als Liedbegleiter konzertierte er u.a. mit Juliane Banse, Annette Dasch, Rachel Harnisch, Dietrich Henschel, Jonas Kaufmann und Violeta Urmana, bei deren Liederabenden er regelmäßig den Klavierpart gestaltet: etwa in der Berliner Philharmonie, der Wigmore Hall London, Salle Pleyel Paris, Auditorio Nacional Madrid, in Tokio, an der Mailänder Scala, auf den Festspielen von Luzern, Salzburg, Edinburg, München und Schwarzenberg. Schulze engagiert sich aber auch für die zeitgenössische Musik, z.B. mit einer Gesamteinspielung von Hans Werner Henzes Klavierwerk, sowie Uraufführungen der Konzerte von Christoph Staude (mit den Münchener Philharmonikern), Dror Feiler (mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks) und Johannes Schöllhorn (mit dem Sinfonieorchester des WDR). Jan Philip Schulze ist seit 2004 Professor für Liedgestaltung an der Musikhochschule in Hannover.
The G Henle Verlag urtext of the Mozart concerto is, as one would expect, a beautiful, meticulous edition with a high standard of scholarship. ... There is also a history of the work, an incomplete original manuscript for basset clarinet and a facsimile of a review dated 1802. ... you are given the oversize page and the Henle typeface, which is so easy on the eye.
Music Teacher, 2004Bei Henle hingegen wird nicht gegeizt: Hier bereichert ein informatives dreisprachiges Vorwort mit Auflistung aller Quellen und Erläurterungen zur Rekonstruktion der Bassettklarinettenstimme den mit Fussnoten ergänzten Klavierauszug und die beiden Einzelstimmen. Letztere sind im Layout absolut identisch gehalten (gleiche Zeilenanzahl pro Seite, gleiche Taktanzahl pro Zeile), was vergleichendes Arbeiten wesentlich erleichtert. Seitenumbrüche erfolgen ausschliesslich nach längeren Pausen, und Tuttipassagen heben sich in ihrer Stichgrösse vom Soloinstrument ab. Das Notenbild ist insgesamt sehr großzügig angelegt und angenehm zu lesen.
Schweizer Musikzeitung, 2004Verdienstvoll, dass jetzt Henle mit einer Urtext-Edition nachzieht, für den kundigen Interpreten ein fundiertes Quellenmaterial mit umfangreichem Text, zwei Solostimmen (für die lange und für die kurze Klarinette) und einem Klavierauszug in neuer, großzügiger Gestaltung.
Clarino, 2004Empfehlungen
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