Joseph Haydn
Klavierkonzert (Cembalo) D-dur Hob. XVIII:11
Im Unterschied zu Mozart war Haydn kein Klaviervirtuose. Zwar leitete er seine Orchesterwerke vom Cembalo aus und trug auch seine Klaviersonaten vor, doch der Ehrgeiz des konzertierenden Pianisten lag ihm fern. So sind uns von Haydn „nur“ drei Klavierkonzerte erhalten. Das Konzert für Klavier und Orchester in D-dur Hob. XVIII:11 ist aufgrund seiner eingängigen, frischen Melodik, seiner harmonischen Feinheiten sowie seiner klaren Architektur in der klassischen Konzertform sein meistgespieltes Klavierkonzert. Trotz des hohen Bekanntheitsgrades sind weder Entstehungsjahr noch -anlass bekannt. Das Vorwort der Klavierauszug-Ausgabe beschäftigt sich ausführlich mit diesen Fragen. Die Ausgabe basiert auf dem Notentext der gleichfalls im G. Henle Verlag erschienenen Haydn-Gesamtausgabe.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Joseph Haydn
Sein immenses Œuvre dokumentiert den grundlegenden musikhistorischen Wandel in der 2. Hälfte des 18. Jh.s, der zur Emanzipation der Instrumentalmusik führte. Seine bedeutendsten Gattungen sind Sinfonie und Streichquartett, in denen er das Verfahren der motivisch-thematischen Arbeit entwickelte; er schuf wesentliche Beiträge zum Instrumentalkonzert und zur Klaviermusik; in seinen letzten Lebensjahren entstanden seine großen oratorischen Werke. Die Oper und das Lied nehmen eine eher untergeordnete Bedeutung ein.
1732 | Er wird vermutlich am 31. März (Taufdatum 1. April) in Rohrau geboren. |
1737 oder 1738 | Sein Onkel Johann Mathias Franck nimmt ihn zu sich, um seine musikalische Ausbildung zu leiten. |
um 1739/40 | Etwa 8-10 Jahre lang Chorknabe am Stephansdom in Wien. |
ab 1750 | Er verdient seinen Lebensunterhalt als Musiker, Lehrer und Komponist. |
1757–61 | Anstellung als Musikdirektor bei Graf Morzin. Er macht sich als Komponist einen Namen: 15 Sinfonien, Klaviersonaten, Trios, Divertimentos, Streichtrios, Bläserpartiten, Streichquartette op. 1 und 2. |
1761 | „Tageszeiten-Sinfonien“ Nr. 6-8: „Le matin“, „Le midi“, „Le soir“. |
ab 1761 | Anstellung am Hof Esterházy unter Fürst Paul Anton, ab 1762 unter Fürst Nikolaus, 1790-96 unter Paul Anton II., dann unter Nikolaus II., zunächst als Vizekapellmeister, ab 1766 als Kapellmeister. |
1764–65 | Sinfonien Nr. 22 Es-Dur „Der Philosoph“, Nr. 30 C-Dur „Alleluja“, Nr. 31 D-Dur „Mit dem Hornsignal“. |
1766 | Fürst Nikolaus Esterházy fordert Opern für das Theater im neu erbauten Schloss. Haydns Opern entstehen überwiegend für besondere Anlässe, z. B. „La Canterina“ 1766 für den Besuch des Kaisers. Er komponiert vermehrt Baryton-Stücke für Fürst Nikolaus. |
1766–74 | 18 Sinfonien, darunter „La passione“ f-Moll (1768), „Lamentatione“ d-Moll (1770), „Der Schulmeister“ Es-Dur (1774), „Trauersinfonie“ e-Moll (1772): erweiterte Ausdrucksbereiche (6 stehen in der Moll-Tonart), mehr Kontrapunkt. |
1768 | Uraufführung von „Lo speziale“ auf Goldonis Libretto zur Einweihung des neuen Opernhauses in Eszterháza. |
1770 | Uraufführung des dramma giocoso „Le pescatrici“. Nach zehnjähriger Pause schreibt er die wegweisenden Streichquartette „6 Divertimenti“ op. 9 und op. 17 (1771). |
1771 | Klaviersonate Nr. 20 in c-Moll. |
1772 | „Abschiedssinfonie“ Nr. 45 fis-Moll; „6 Divertimenti (‚Sonnenquartette‘)“ op. 20, die durch kontrapunktische Satzweise (z. T. Fugen als Schlusssätze) geprägt sind. |
1775 | Uraufführung der Oper „L’incontro improvviso“. |
um 1775–78 | „Missa brevis sancti Joannis de Deo (‚Kleine Orgelmesse‘)“. |
1776 | Fürst Nikolaus fordert regelmäßige Opernaufführungen in Eszterháza. Haydn richtet die aus Wien oder Italien importierten Werke für den dortigen Geschmack ein. Er zieht von Eisenstadt nach Schloss Eszterháza um, wo der Hof 10 Monate im Jahr weilt. Wenig Instrumentalmusik nach 1776, oft mit integrierter Opernmusik. |
1777 | Uraufführung von „Il mondo della luna“ nach Goldoni. |
1779 | Kontakt mit dem Verleger Artaria, der im folgenden Jahrzehnt seine Kompositionen verbreitet. |
1781 | Aufführung der Oper „La fedeltà premiata“. Mariazellermesse; Streichquartette op. 33 (‚Russische Quartette‘), die nach größerer Pause im Komponieren von Quartetten „auf gantz neue besondere art“ (Haydn) geschrieben sind und paradigmatisch für Haydns „Witz“ im Sinn des spielerischen Umgangs mit den Mitteln gelten. |
1782 | Uraufführung von „Orlando paladino“. Er beginnt, seine Kompositionen auch im Ausland zu verkaufen: Die Sinfonien Nr. 76-78 und 79-81 (1783-84) lässt er in Paris drucken. |
1783 | Cellokonzert D-Dur (Hob. VIIb: 2). |
1784 | Uraufführung von „Armida“; danach komponiert er keine Opern mehr für den Hof. Klavierkonzert D-Dur. |
1785–86 | Auftrag des Grafen d’Ogny, 6 Sinfonien (Pariser Sinfonien Nr. 82-87) für die Aufführung im Concert de la Loge Olympique in Paris zu schreiben. |
1787–90 | Streichquartette op. 50, 54 und 55. Nach Fürst Nikolaus’ Tod entlässt Fürst Paul Anton II. die gesamte Hofkapelle, Haydn bleibt nominell im Amt. |
1791 | Komposition der Oper „L’anima del filosofo ossia Orfeo ed Eurudice“, die nicht zur Aufführung kommt (postume Aufführung in Florenz 1951). |
1791–92 | Aufenthalt in London, engagiert durch den Konzertmanager Johann Peter Salomon. „6 Quartetti“ op. 64; die erste Sammlung der Bearbeitung schott. Volkslieder erscheint 1792. Komposition der ersten 6 Londoner Sinfonien Nr. 93-98, darunter die Sinfonie „Mit dem Paukenschlag“ Nr. 94. |
1792 | Sinfonia concertante für Violine, Cello, Oboe, Fagott und Orchester B-Dur. |
1794–95 | Zweiter London-Aufenthalt. 6 Londoner Sinfonien Nr. 99-104, Nr. 104 mit monothematischem Kopfsatz, „Militärsinfonie“ Nr. 100 mit Einbeziehung von Janitscharen-Musik; Sonatenrondo als neue Form des Schlusssatzes, z. B. Nr. 102. |
1794 | Regierungsantritt Nikolaus’ II., der jedes Jahr eine Messe zur Feier des Namenstages der Fürstin fordert: Es entstehen 6 große Messen: „Heiligmesse“ B-Dur und „Paukenmesse“ C-Dur (1796), „Nelsonmesse“ d-Moll/D-Dur (1798), Theresienmesse B-Dur (1799), „Schöpfungsmesse“ B-Dur (1801), „Harmoniemesse“ B-Dur (1802). |
1796 | Vokalfassung der zunächst instrumentalen Version von „Die Sieben Worte (Die Worte des Heilands/Erlösers am Kreuze)“, Trompetenkonzert Es-Dur. |
1797 | Kaiserhymne „Gott erhalte Franz den Kaiser“ und Kaiserquartett C-Dur op. 76/3. |
1798 | Uraufführung des Oratoriums „Die Schöpfung“. |
1801 | Aufführung des Oratoriums „Die Jahreszeiten“. |
1809 | Er stirbt am 31. Mai in Wien. |
Über die Autoren
Horst Walter (Herausgeber)
Dr. Horst Walter, geboren 1931 in Hannover, studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie an der Universität Köln. 1962 wurde er mit einer Arbeit zur Musikgeschichte Lüneburgs promoviert und wurde noch im selben Jahr wissenschaftlicher Mitarbeiter des Joseph Haydn Instituts.
Von 1992 bis zum altersbedingten Ausscheiden war er dessen Leiter. Er ist Verfasser zahlreicher Beiträge zur Haydn-Forschung, u.a. biographisch-dokumentarischer und bibliographischer Art. Horst Walter starb am 4. April 2016.
Sonja Gerlach (Klavierauszug)
Sonja Gerlach wurde 1936 in Hannover geboren. Sie studierte Musik und Mathematik für das Höhere Lehramt in Berlin (Staatsexamen). Von 1965 bis 1999 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lektorin im Joseph Haydn-Institut, Köln. In Ergänzung ihrer Arbeit als Lektorin und Editorin befasste sie sich mit Fragen der Chronologie von Haydns Sinfonien. Außerdem interessiert sie sich besonders für Probleme der Echtheitsbestimmung in den verschiedenen Werkgattungen Haydns.
2000 trat sie in den Ruhestand und übersiedelte nach München, wo sie heute lebt.
Klaus Schilde (Fingersatz)
Prof. Klaus Schilde, geboren 1926, verbrachte seine Jugend in Dresden. Entscheidende Impulse erhielt er dort durch Walter Engel, der ihn in Klavier (Kodalyi-Methode), Komposition und Violine unterrichtete. Von 1946–1948 studierte er an der Musikhochschule Leipzig bei Hugo Steurer und nach der 1952 erfolgten Übersiedlung in den Westen bei Walter Gieseking und Edwin Fischer, sowie bei Marguerite Long, Lucette Descaves und Nadia Boulanger in Paris.
Schilde gewann zahlreiche Preise. Von 1947 an konzertierte er als Solist und Kammermusiker auf nahezu allen Kontinenten mit renommierten Orchestern. Lehrtätigkeiten unterhielt er an den Musikhochschulen Berlin-Ost, Detmold, Berlin-West, München, Tokio (Geidai) und Weimar. Von 1988–1991 Präsident der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater München, an der er auch jahrzehntelang als Professor unterrichtete. Es gibt mit Klaus Schilde zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufnahmen sowie CD-Einspielungen. Schilde hat für nahezu 100 Urtextausgaben des G. Henle Verlags seine Fingersätze beigesteuert.
Prof. Klaus Schilde verstarb am 10.12.2020.
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Forstenrieder Allee 122
81476 München
Deutschland
info@henle.de
www.henle.com
... eine auf der Gesamtedition basierende praktische Urtext-Ausgabe (bestehend aus einer Spielpartitur und einem einfachen Satz Streicherstimmen) ... die kaum Wünsche übrig läßt. Das Druckbild ist fantastisch, alle Stimmen sind mit fabelhaften Wendestellen ausgestattet.
Piano NewsThis edition presents an accurate solo part, together with a reasonably playable piano reduction of the accompaniment...
Harpsichord & fortepianoThis is the second concerto Haydn wrote for piano (or harpsichord) ... Its editorial history has been somewhat inaccurate and the present edition has sought to correct this.
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Konzerte für Klavier (Cembalo) und Orchester F-dur und G-dur siehe Rubrik "Klavierquintett" oder "Orchester"