Max Reger
Klaviersonatinen op. 89
„Reger ist nun einmal kompliziert“ (Max Hehemann), so die übliche und überwiegend auch zutreffende Einschätzung der Musikszene zum kompositorischen Œuvre eines der bedeutsamsten deutschen Komponisten um die Wende zum 20. Jahrhundert. Die Klaviersonatinen op. 89 bilden eine markante Ausnahme von der Reger-Regel. Der sonst oft virtuose, kompakte Reger’sche Klaviersatz ist hier zugunsten einer großartigen Luftigkeit und Durchsichtigkeit stark zurückgenommen. Dennoch: Leicht spielbar, wie etwa eine Clementi-Sonatine, ist keine der vier Reger-Sonatinen (auf unserer Skala firmiert die leichteste von ihnen, die D-dur-Sonatine [Nr. 2] unter „5 bis 6“ – also bereits mittlerer Schwierigkeitsgrad.)
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Max Reger
Spätromantischer Komponist, der eine chromatische Tonsprache mit barocken und klassischen Formen verbindet und so den Neoklassizismus der 1920er-Jahre antizipiert.
1873 | Er wird am 19. März in Brand (Oberpfalz) als Sohn eines Lehrers geboren. Erste Klavierstunden bei der Mutter. |
1888 | Nach einem Bayreuth-Besuch (Meistersinger und Parsifal) Entscheidung für eine musikalische Karriere. |
1890–93 | Studium bei Hugo Riemann am Konservatorium in Wiesbaden, Komposition von Kammermusikwerken. Danach bemüht er sich als freischaffender Komponist um den Druck seiner Werke, scheitert jedoch mehrfach. |
1898 | Rückkehr nach Weiden ins Elternhaus. Komposition von Orgelwerken: Choralphantasien, „Phantasie und Fuge über B-A-C-H“ op. 46 (1900), Symphonische Phantasie und Fuge („Inferno“) op. 57. |
1901–07 | Er lebt in München. |
1903 | Publikation seiner „Beiträge zur Modulationslehre“, durch die sich Riemann angegriffen fühlt, da Reger eine andere Auffassung über die Rolle der Chromatik vertritt. „Variationen und Fuge über ein Originalthema“ op. 73. |
1904 | Durchbruch mit seinem ersten Auftritt beim Allgemeinen Deutschen Musikverein. 1. Band der „Schlichten Weisen“ für Gesang und Klavier op. 76; Streichquartett d-Moll op. 74, eines der bedeutendsten Werke der Gattung zu Jahrhundertbeginn. |
Ab 1905 | Dozent an der Münchner Akademie der Tonkunst. „Sinfonietta“ A-Dur op. 90. |
1907–11 | Musikdirektor und Professor für Komposition an der Leipziger Universität. Orchesterwerk „Variationen und Fuge über ein Thema von J.A. Hiller“ op. 100. |
1909 | „Der 100. Psalm“ op. 106, das populärste Chorwerk. |
1911–14 | Leiter des Orchesters am Hof in Sachsen-Meiningen. |
1912 | „Konzert im alten Stil“ op. 123. Orchestergesang „An die Hoffnung“ op. 124. |
1913 | „Vier Tondichtungen nach A. Böcklin für großes Orchester“ op. 128, „Eine Ballett-Suite“ op. 130. |
1914 | „Variationen und Fuge über ein Thema von W.A. Mozart“ op. 132. |
1915 | Er lebt in Jena. Späte Kompositionen. |
1916 | Er stirbt am 11. Mai in Leipzig. |
Über die Autoren
Egon Voss (Herausgeber)
Dr. Egon Voss, geboren 1938 in Magdeburg, studierte Schulmusik in Detmold (Staatsexamen 1961) und Germanistik, Philosophie und Pädagogik in Kiel und Münster (Staatsexamen 1964). Danach studierte er Musikwissenschaft in Köln, Kiel und Saarbrücken; die Promotion erfolgte 1968.
1969 wurde Voss Mitarbeiter der Richard Wagner-Gesamtausgabe in München, seit 1981 ist er deren Editionsleiter. 1989–90 er war Dramaturg am Théâtre la Monnaie/de Munt Brüssel, von 1996 bis 2002 Dozent beim Graduiertenkolleg „Textkritik“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Voss ist Mitglied des Beirats der Edition „Richard Wagner, Sämtliche Briefe“ sowie der Zeitschriften „wagnerspectrum“ und „The Wagner Journal“. Von ihm sind mehrere Bücher und eine Vielzahl von Aufsätzen zu Wagner, Schumann, Bach und weiteren Komponisten und musikwissenschaftlichen Themen erschienen.
Helmut Brauss (Fingersatz)
Prof. Helmut Brauss, Konzertpianist, geboren 1930 in Mailand, studierte u.a. bei Elly Ney, Hans Ehlers und Edwin Fischer. Seine öffentlichen Auftritte umfassen mehr als 1500 Konzerte, Kammermusikkonzerte, Rundfunksendungen und Auftritte als Solist mit renommierten Orchestern in Europa, Nordamerika und Asien.
Brauss war 25 Jahre lang Professor für Musik an der University of Alberta, Kanada und Gastprofessor an der Musashino Ongaku Daigaku in Tokio. Seine Diskografie umfasst zahlreiche Werke. Er ist Autor von mehreren Büchern, u.a. “Max Reger’s Music for Solo Piano” (Alberta University Press) und „Der singende Klavierton“ (Heinrichshofen Verlag). Er starb am 7. Oktober 2017 in Toronto.
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