Robert Schumann
Märchenbilder op. 113
1838 klagte Robert Schumann: „Das Klavier wird mir zu enge, ich höre bei meinen jetzigen Kompositionen oft noch eine Menge Sachen, die ich kaum andeuten kann.“ So widmete sich Schumann 1840 vor allem dem Lied. In den nächsten Jahren folgten Symphonien und Kammermusikwerke. Die „Märchenbilder op. 113 für Viola (oder Violine) und Klavier“ schrieb Schumann im März 1851. In den vier kurzen Charakterstücken herrscht eine elegische Stimmung. Als Überschriften tragen die vier Sätze nicht etwa Märchentitel, sondern schlicht Tempobezeichnungen: „Nicht schnell“, „Lebhaft“, „Rasch“ und abschließend „Langsam, mit melancholischem Ausdruck“. Das Autograph war bislang nicht zugänglich und wird in dieser Urtextausgabe erstmals ausgewertet. Dadurch konnten einige zweifelhafte Textstellen geklärt werden.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Robert Schumann
Mit seinem Œuvre verbindet sich der von ihm geprägte Begriff der Poetischen Musik, in der er eine Verschmelzung von Literatur und Musik anstrebte, für die insbesondere seine lyrischen Klavierstücke bis 1839 paradigmatisch stehen. Anschließend hat er sich anderen Gattungen gewidmet (Lied, Sinfonie, Kammermusik u. a.).
1810 | Er wird am 8. Juni in Zwickau als Sohn eines Buchhändlers geboren. |
ab 1828 | Jura-Studium in Leipzig, Klavierunterricht bei Friedrich Wieck. Entscheidung für die Musikerlaufbahn. |
1830–39 | Er komponiert ausschließlich Klavierwerke, meist Zyklen, u. a.: „Papillons“ op. 2 (1829–32), „Carnaval“ op. 9 (1834/35), „Davidsbündlertänze“ op. 6 (1837), „Kinderszenen“ op. 15 (1837/38), „Kreisleriana“ op. 16 (1838), „Noveletten“ op. 21 (1838). |
1832 | Eine Fingerlähmung der rechten Hand macht eine Pianistenkarriere unmöglich. |
1833 | Gründung der Phantasie-Bruderschaft „Davidsbund“. |
1835–44 | Leitung der Neuen Zeitschrift für Musik. |
1840 | Heirat mit Clara Wieck; 138 Lieder, darunter Eichendorff-Liederkreis op. 39, Liederzyklus „Dichterliebe“ op. 48. |
1841 | 1. Sinfonie B-Dur („Frühlings-Sinfonie“) op. 38 und 4. Sinfonie d-Moll op. 120. |
1842 | 3 Streichquartette op. 41; weitere Kammermusik. |
1843 | Kompositionslehrer am Leipziger Konservatorium. Oratorium „Das Paradies und die Peri“ op. 50. |
1845 | Er lässt sich in Dresden nieder. Reise nach Russland. |
1845 | Klavierkonzert a-Moll op. 54, 2. Sinfonie C-Dur op. 61. |
1850 | Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf. Uraufführung der Oper „Genoveva“ op. 81 in Leipzig. Sinfonie Es-Dur (Rheinische) op. 97; Violoncellokonzert a-Moll op. 129. |
1853 | Beginn der Freundschaft mit Brahms. Vollendung der Faust-Szenen. Violinkonzert d-Moll für Joseph Joachim. |
1854 | Selbstmordversuch und Einweisung in die psychiatrische Anstalt in Endenich. |
1856 | Er stirbt am 29. Juli in Endenich bei Bonn. |
Über die Autoren
Wiltrud Haug-Freienstein (Herausgeber)
Dr. Wiltrud Haug-Freienstein, geboren 1955 in Riedlingen, studierte Musikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde dort 1987 mit einer Arbeit über „Motiv, Thema und Kompositionsaufbau bei Franz Liszt“ promoviert.
Die erste berufliche Station war eine freie Lektorentätigkeit für den G. Henle Verlag, zu dem sie nach einer dreijährigen Mitarbeit bei der Richard Wagner Gesamtausgabe München, schließlich 1987 als fest angestellte Lektorin zurückwechselte. Dort war sie bis 2008 tätig. Zahlreiche Urtextausgaben wurden von ihr betreut oder selbst herausgegeben.
Klaus Schilde (Fingersatz)
Prof. Klaus Schilde, geboren 1926, verbrachte seine Jugend in Dresden. Entscheidende Impulse erhielt er dort durch Walter Engel, der ihn in Klavier (Kodalyi-Methode), Komposition und Violine unterrichtete. Von 1946–1948 studierte er an der Musikhochschule Leipzig bei Hugo Steurer und nach der 1952 erfolgten Übersiedlung in den Westen bei Walter Gieseking und Edwin Fischer, sowie bei Marguerite Long, Lucette Descaves und Nadia Boulanger in Paris.
Schilde gewann zahlreiche Preise. Von 1947 an konzertierte er als Solist und Kammermusiker auf nahezu allen Kontinenten mit renommierten Orchestern. Lehrtätigkeiten unterhielt er an den Musikhochschulen Berlin-Ost, Detmold, Berlin-West, München, Tokio (Geidai) und Weimar. Von 1988–1991 Präsident der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater München, an der er auch jahrzehntelang als Professor unterrichtete. Es gibt mit Klaus Schilde zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufnahmen sowie CD-Einspielungen. Schilde hat für nahezu 100 Urtextausgaben des G. Henle Verlags seine Fingersätze beigesteuert.
Prof. Klaus Schilde verstarb am 10.12.2020.
Kurt Guntner (Fingersatz Violine)
Prof. Kurt Guntner wurde an Mozarts 183. Geburtstag 1939 in München geboren. Seine Lehrer waren Ludwig Ackermann, Max Rostal und Henryk Szeryng. Mit 18 Jahren debütierte er im Kongreßsaal des Deutschen Museums in München mit dem Beethoven-Konzert und den Münchner Philharmonikern. Mit 22 erspielte er sich eine 1. Konzertmeisterstelle im Bayerischen Staatsorchester. Nach 10 ereignisreichen Jahren an der Bayerischen Staatsoper unter Dirigenten wie Ferenc Fricsay, Joseph Keilberth und Hans Knappertsbusch, berief ihn Rudolf Kempe als 1. Konzertmeister zu den Münchner Philharmonikern und gab ihm die Möglichkeit, als Solist zahlreiche Konzerte der großen Geigenliteratur zu spielen.
Besonders reizvoll waren die Einladungen des Bayerischen Rundfunks zur Aufführung und Produktion selten gespielter großer Violinkonzerte, etwa von Casella, Schillings, Szymanowsky und anderen. Kurt Eichhorn initiierte diese Reihe – Jan Koetsier, Marek Janowski und andere leiteten weitere Konzerte. Als 1. Konzertmeister war Kurt Guntner über viele Jahre im Bayreuther Festspielorchester, im Münchner Bachorchester unter Karl Richter, in der Solistengemeinschaft der Bachwoche Ansbach und bei den Münchner Bachsolisten engagiert. 1972 fand sich das international gefeierte ODEON-TRIO, mit der Cellistin Angelica May und dem Pianisten Leonard Hokanson zusammen, mit dem Guntner 25 Jahre lang weltweit reiste und konzertierte. 1976 wurde Guntner auf einen ordentlichen Lehrstuhl für Violine an die Hochschule für Musik und Theater in München berufen, wo er 28 Jahre lang Studenten aus aller Welt unterrichtete.
Zahlreiche Rundfunk-, Fernseh-, Schallplatten- und CD-Aufnahmen dokumentieren Guntners künstlerischen Weg. Karl Schumann beschrieb Guntners breit angelegte Musikerpersönlichkeit so: "Kurt Guntner ist Orchesterpraktiker, Solist, Kammermusiker und Pädagoge in einer Person".
1997 wurde Kurt Guntner das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
Kurt Guntner starb am 9. Januar 2015 in München.
Mit dem G. Henle Verlag verband Kurt Guntner eine jahrzehntelange Freundschaft. Er begleitete seit dem Ende der 1980er-Jahre zahlreiche Violinmusik-Urtextausgaben des Verlags und stellte seine pädagogisch ausgefeilten Strichbezeichnungen und Fingersätze zur Verfügung, darunter zu den Violinkonzerten Bachs, Haydns, Mozarts, Bruchs und Tschaikowskys, sowie zu zahlreichen weiteren Ausgaben.
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