Joseph Haydn
Sinfonie D-dur Hob. I:96 (Londoner Sinfonie)
Die zwölf „Londoner Sinfonien“ bilden den erhabenen Schlussakkord in Haydns symphonischem Œuvre. Sie entstanden für den Londoner Impresario Johann Peter Salomon, und Haydn selbst dirigierte die Erstaufführungen, als er sich 1791/92 und 1794/95 für längere Zeit in der englischen Metropole aufhielt. Die Sinfonie Nr. 96 in D-dur aus dem Jahr 1791 gehört zu den ersten der in und für London entstandenen Sinfonien. Den von der Nachwelt erteilten Beinamen „The Miracle“ erhielt sie irrtümlich, denn das Wunder, dass beim Absturz eines Kronleuchters während des Konzerts keiner zu Schaden kam, ereignete sich bei der Aufführung einer anderen Sinfonie Haydns. Ein Wunder an musikalischem Esprit ist sie aber trotzdem: Von den raffinierten Bezügen der Dreiklangsmotive, mit denen alle vier Sätze beginnen, bis hin zu virtuosen Stimmungswechseln durch überraschende Harmonik liefert Haydn hier ein Paradebeispiel für sein Entwickeln musikalischer Ideen. Die Studien-Edition übernimmt den Notentext der Haydn-Gesamtausgabe und bürgt somit für höchste wissenschaftliche Qualität. Ein informatives Vorwort und ein kurzer Kritischer Bericht machen die handliche Partitur zum idealen Begleiter für alle Haydn-Fans und solche, die es werden wollen.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Joseph Haydn
Sein immenses Œuvre dokumentiert den grundlegenden musikhistorischen Wandel in der 2. Hälfte des 18. Jh.s, der zur Emanzipation der Instrumentalmusik führte. Seine bedeutendsten Gattungen sind Sinfonie und Streichquartett, in denen er das Verfahren der motivisch-thematischen Arbeit entwickelte; er schuf wesentliche Beiträge zum Instrumentalkonzert und zur Klaviermusik; in seinen letzten Lebensjahren entstanden seine großen oratorischen Werke. Die Oper und das Lied nehmen eine eher untergeordnete Bedeutung ein.
1732 | Er wird vermutlich am 31. März (Taufdatum 1. April) in Rohrau geboren. |
1737 oder 1738 | Sein Onkel Johann Mathias Franck nimmt ihn zu sich, um seine musikalische Ausbildung zu leiten. |
um 1739/40 | Etwa 8-10 Jahre lang Chorknabe am Stephansdom in Wien. |
ab 1750 | Er verdient seinen Lebensunterhalt als Musiker, Lehrer und Komponist. |
1757–61 | Anstellung als Musikdirektor bei Graf Morzin. Er macht sich als Komponist einen Namen: 15 Sinfonien, Klaviersonaten, Trios, Divertimentos, Streichtrios, Bläserpartiten, Streichquartette op. 1 und 2. |
1761 | „Tageszeiten-Sinfonien“ Nr. 6-8: „Le matin“, „Le midi“, „Le soir“. |
ab 1761 | Anstellung am Hof Esterházy unter Fürst Paul Anton, ab 1762 unter Fürst Nikolaus, 1790-96 unter Paul Anton II., dann unter Nikolaus II., zunächst als Vizekapellmeister, ab 1766 als Kapellmeister. |
1764–65 | Sinfonien Nr. 22 Es-Dur „Der Philosoph“, Nr. 30 C-Dur „Alleluja“, Nr. 31 D-Dur „Mit dem Hornsignal“. |
1766 | Fürst Nikolaus Esterházy fordert Opern für das Theater im neu erbauten Schloss. Haydns Opern entstehen überwiegend für besondere Anlässe, z. B. „La Canterina“ 1766 für den Besuch des Kaisers. Er komponiert vermehrt Baryton-Stücke für Fürst Nikolaus. |
1766–74 | 18 Sinfonien, darunter „La passione“ f-Moll (1768), „Lamentatione“ d-Moll (1770), „Der Schulmeister“ Es-Dur (1774), „Trauersinfonie“ e-Moll (1772): erweiterte Ausdrucksbereiche (6 stehen in der Moll-Tonart), mehr Kontrapunkt. |
1768 | Uraufführung von „Lo speziale“ auf Goldonis Libretto zur Einweihung des neuen Opernhauses in Eszterháza. |
1770 | Uraufführung des dramma giocoso „Le pescatrici“. Nach zehnjähriger Pause schreibt er die wegweisenden Streichquartette „6 Divertimenti“ op. 9 und op. 17 (1771). |
1771 | Klaviersonate Nr. 20 in c-Moll. |
1772 | „Abschiedssinfonie“ Nr. 45 fis-Moll; „6 Divertimenti (‚Sonnenquartette‘)“ op. 20, die durch kontrapunktische Satzweise (z. T. Fugen als Schlusssätze) geprägt sind. |
1775 | Uraufführung der Oper „L’incontro improvviso“. |
um 1775–78 | „Missa brevis sancti Joannis de Deo (‚Kleine Orgelmesse‘)“. |
1776 | Fürst Nikolaus fordert regelmäßige Opernaufführungen in Eszterháza. Haydn richtet die aus Wien oder Italien importierten Werke für den dortigen Geschmack ein. Er zieht von Eisenstadt nach Schloss Eszterháza um, wo der Hof 10 Monate im Jahr weilt. Wenig Instrumentalmusik nach 1776, oft mit integrierter Opernmusik. |
1777 | Uraufführung von „Il mondo della luna“ nach Goldoni. |
1779 | Kontakt mit dem Verleger Artaria, der im folgenden Jahrzehnt seine Kompositionen verbreitet. |
1781 | Aufführung der Oper „La fedeltà premiata“. Mariazellermesse; Streichquartette op. 33 (‚Russische Quartette‘), die nach größerer Pause im Komponieren von Quartetten „auf gantz neue besondere art“ (Haydn) geschrieben sind und paradigmatisch für Haydns „Witz“ im Sinn des spielerischen Umgangs mit den Mitteln gelten. |
1782 | Uraufführung von „Orlando paladino“. Er beginnt, seine Kompositionen auch im Ausland zu verkaufen: Die Sinfonien Nr. 76-78 und 79-81 (1783-84) lässt er in Paris drucken. |
1783 | Cellokonzert D-Dur (Hob. VIIb: 2). |
1784 | Uraufführung von „Armida“; danach komponiert er keine Opern mehr für den Hof. Klavierkonzert D-Dur. |
1785–86 | Auftrag des Grafen d’Ogny, 6 Sinfonien (Pariser Sinfonien Nr. 82-87) für die Aufführung im Concert de la Loge Olympique in Paris zu schreiben. |
1787–90 | Streichquartette op. 50, 54 und 55. Nach Fürst Nikolaus’ Tod entlässt Fürst Paul Anton II. die gesamte Hofkapelle, Haydn bleibt nominell im Amt. |
1791 | Komposition der Oper „L’anima del filosofo ossia Orfeo ed Eurudice“, die nicht zur Aufführung kommt (postume Aufführung in Florenz 1951). |
1791–92 | Aufenthalt in London, engagiert durch den Konzertmanager Johann Peter Salomon. „6 Quartetti“ op. 64; die erste Sammlung der Bearbeitung schott. Volkslieder erscheint 1792. Komposition der ersten 6 Londoner Sinfonien Nr. 93-98, darunter die Sinfonie „Mit dem Paukenschlag“ Nr. 94. |
1792 | Sinfonia concertante für Violine, Cello, Oboe, Fagott und Orchester B-Dur. |
1794–95 | Zweiter London-Aufenthalt. 6 Londoner Sinfonien Nr. 99-104, Nr. 104 mit monothematischem Kopfsatz, „Militärsinfonie“ Nr. 100 mit Einbeziehung von Janitscharen-Musik; Sonatenrondo als neue Form des Schlusssatzes, z. B. Nr. 102. |
1794 | Regierungsantritt Nikolaus’ II., der jedes Jahr eine Messe zur Feier des Namenstages der Fürstin fordert: Es entstehen 6 große Messen: „Heiligmesse“ B-Dur und „Paukenmesse“ C-Dur (1796), „Nelsonmesse“ d-Moll/D-Dur (1798), Theresienmesse B-Dur (1799), „Schöpfungsmesse“ B-Dur (1801), „Harmoniemesse“ B-Dur (1802). |
1796 | Vokalfassung der zunächst instrumentalen Version von „Die Sieben Worte (Die Worte des Heilands/Erlösers am Kreuze)“, Trompetenkonzert Es-Dur. |
1797 | Kaiserhymne „Gott erhalte Franz den Kaiser“ und Kaiserquartett C-Dur op. 76/3. |
1798 | Uraufführung des Oratoriums „Die Schöpfung“. |
1801 | Aufführung des Oratoriums „Die Jahreszeiten“. |
1809 | Er stirbt am 31. Mai in Wien. |
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