Maurice Ravel
Sonate für Violine und Violoncello
Bei den ersten Aufführungen der zwischen 1920 und 1922 entstandenen Sonate zeigten sich selbst enge Freunde des Komponisten verstört: Nach dem Klangrausch von La Valse wirkte die reduzierte Besetzung und moderne Klangsprache der Sonate wie ein Schock. Das zukunftsweisende Werk ist jedoch inzwischen vom Konzertpodium nicht mehr wegzudenken. Als praxisnahe Hilfestellung für die Interpreten bringen wir für beide Instrumente jeweils eine Spielpartitur, in der die Stimme des anderen Instrumentes mitläuft. Beide Stimmen sind sowohl unbezeichnet als auch bezeichnet enthalten. Für den Fingersatz konnten die weltberühmten Instrumentalisten Christian Poltéra und Frank Peter Zimmermann gewonnen werden.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Maurice Ravel
Ravel gehört zusammen mit Satie und Debussy zu den Neuerern, die sich mit der akademischen Ausbildung überwarfen und eine eigene, fortgeschrittene, bei Ravel durch russ. und span. Musik, aber auch durch Exotismen inspirierte Klangsprache schufen, ohne die Tonalität zu verlassen. Der Meister der Orchestration ging von Klavierwerken aus, die er orchestrierte: Klavierlieder und Klavierwerke existieren gleichberechtigt in Orchesterfassungen.
1875 | Er wird am 7. März in Ciboure geboren; Umzug der Familie nach Paris im selben Jahr. |
1882 | Unterricht in Klavier, Theorie und Komposition. |
1889 | Beginn des Studiums am Pariser Conservatoire, an dem er nie einen Abschluss erreicht. |
um 1893 | Einfluss durch Chabrier und Satie. |
1901 | „Jeux d’eau“ für Klavier in neuer „impressionistischer“ Klangsprache, ebenso „Miroirs“ (1904-05). |
1903 | „Shéhérazade“ für Singstimme und Klavier-/Orchesterbegleitung mit orientalischer Klangsprache. |
1905 | Affäre um die dritte Rompreis-Bewerbung Ravels. |
1907 | Die Uraufführung der „Histoires naturelles“ nach Jules Renard löst bei Publikum und Kritikern Befremden aus. |
1907–08 | Rhapsodie espagnole für Orchester. |
1908/10 | „Ma mère l’oye“ für Klavier vierhändig, 1911 als Ballett. |
1911 | Uraufführung der Oper „L’Heure espagnole“ in Paris. |
1911/12 | „Valses nobles et sentimentales“ für Klavier/Orchester. 1912 Uraufführung des Balletts „Daphnis et Chloé“. |
1914/19 | „Le tombeau de Couperin“ für Klavier/Orchester nimmt den kommenden Neoklassizismus vorweg. |
ab 1920 | Viele Konzertreisen durch Europa und die USA. |
1925 | Uraufführung der Oper „L’Enfant et les sortilèges“. |
1928 | Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Oxford. „Boléro“ für Orchester. |
1929–31 | Klavierkonzert G-Dur mit Jazzelementen. |
1937 | Er stirbt am 28. Dezember in Paris. |
Über die Autoren
Ulrich Krämer (Herausgeber)
PD Dr. Ulrich Krämer, geboren 1961 in Bielefeld, leitet die Forschungsstelle der Arnold Schönberg Gesamtausgabe in Berlin. Er studierte Musikwissenschaft und Germanistik in Hamburg und Bloomington, promovierte bei Rudolf Stephan über Alban Berg als Schüler Arnold Schönbergs und wurde von der Fakultät Musik der Universität der Künste, Berlin habilitiert.
Neben seiner editorischen Tätigkeit war er Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ und an der Universität der Künste, Berlin sowie „Visiting Scholar“ am Graduate Center der City University New York. Zu seinen wissenschaftlichen Publikationen zählen neben den für die Schönberg-Ausgabe vorbereiteten Bänden (u. a. die mit dem Deutschen Musikeditionspreis ausgezeichnete Gurre-Lieder-Partitur) die Ausgaben von Alban Bergs Kompositionen aus der Studienzeit und von Theodor W. Adornos Kompositionen aus dem Nachlass sowie Aufsätze und Beiträge zu Brahms, Berg, Schönberg, Ravel und Astor Piazzolla.
Frank Peter Zimmermann (Fingersatz Violine)
Christian Poltéra (Fingersatz Violoncello)
Wer diese Tour wagt, und sei es nur, um das interessanteste Werk für Geige und Cello einmal für sich kennenzulernen, dem sei die neue Henle-Edition der Ravel-Sonate empfohlen. (...) Gegenüber Durand weist die Henle-Ausgabe Verbesserungen und Neuerungen auf:- ein besonders übersichtliches Notenbild,- Erleichterungen fürs Blättern,- "musikalische" und hilfreiche Fingersätze (in der Cellostimme ermutigt Poltéra z.B. zum klanglich reizvollen Einsatz leerer Saiten, die man als "guter Schüler" vielleicht vermieden hätte...)- ein ausführliches Vorwort und kritische Bemerkungen zu Abweichungen des Notentextes in den bisherigen Ausgaben und- eine Übersetzung sämtlicher französischer Vortragsbezeichnungen.
Das Liebhaberorchester, 2016Die neue Henle-Edition lässt keinen Wunsch offen: es gibt 4 Hefte, alle mit beiden Stimmen. Zwei Hefte sind ohne Zusätze und enthalten nur die Strich- und Saitenbezeichnungen aus den Quellen. Die beiden anderen wurden von Frank Peter Zimmermann resp. Christian Poltéra bezeichnet. (...) Der ganz besondere und nicht hoch genug einzuschätzende Clou für Praktiker aber ist: von allen Stimmen lässt sich spielen, ohne dass kopiert werden muss! Durch 3-Seitendruck und verkleinerter Wiedergabe der jeweils anderen Stimme wurde dies möglich. Fantastisch!
ESTA-Nachrichten, 2016Wer also wissenschaftlich fundiert "schuften" will (so Ravels eigene Wortwahl in Bezug auf seine Proben mit Jourdan-Morhange und Maréchal), um sich das Werk zu eigen zu machen, dem kann diese übersichtliche, auf gründlicher Recherche beruhende und von Fehlern bereinigte Fassung uneingeschränkt empfohlen werden.
Das Orchester, 2014L'edizioni Henle colma finalmente una lacuna editoriale non solo in quanto propone le indicazioni di arcate e diteggiature di due concertisti oggi celebri quali Frank Peter Zimmermann e Christian Poltéra ma anche per quanto riguarda le note introduttive di Ulrich Krämer che inquadrano esaurientemente il brano nel suo contesto storico e stilistico.
Archi Magazine, 2014Empfehlungen
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