Béla Bartók
Streichquartett Nr. 6
Bartók begann sein 6. Streichquartett im Sommer 1939 als Gast von Paul Sacher im idyllischen Schweizer Bergdorf Saanen, bevor der drohende Kriegsausbruch ihn zunächst nach Budapest und dann in die Emigration nach Amerika trieb. Zwar war das Werk auf Anregung des Neuen Ungarischen Streichquartetts entstanden. Bartók verwehrte jedoch eisern eine Aufführung in Europa, solange die deutsche Besatzung Ungarns andauerte. Und so fand die Uraufführung 1941 in New York durch das Kolisch-Quartett statt, mit dem Bartók eng verbunden war. Ein bereits in den ersten Skizzen festgehaltenes Thema durchzieht das viersätzige Werk wie ein musikalisches Motto, das jeweils zu Beginn der ersten drei Sätze erklingt und dann im todesfahlen Finalsatz zum Hauptthema wird. Davor entfaltet Bartók vom chromatischen Tonfall des Eingangssatzes über die groteske „Marcia“ bis zur spukartig mit vorsätzlich verstimmten Glissandi und atemberaubenden Pizzicato-Passagen vorüberziehenden „Burletta“ ein letztes Mal seine ganze Quartettkunst. Auf den wissenschaftlichen Ergebnissen der Bartók-Gesamtausgabe basierend, liefert die hier vom bewährten Bartók-Team László Somfai und Zsombor Németh vorgelegte neue Urtextausgabe im G. Henle-Verlag mit praktisch eingerichteten Stimmen und einer handlichen Studien-Edition nun die optimale Grundlage zur Annäherung an diesen Schlussstein in Bartóks Quartett-Oeuvre.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Béla Bartók
Der zu den bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten der 1. Hälfte des 20. Jh.s zählende Komponist ist vor allem durch seine Erforschung der ungarischen Volksmusik bekannt, deren Elemente er in seinen Stil integrierte. Sein breites Œuvre umfasst zahlreiche Orchester-, Klavier- und Kammermusikwerke sowie Chöre, Klavierlieder und eine Oper.
1881 | Geboren am 25. März in Nagyszentmiklós. Erster Klavierunterricht bei seiner Mutter. |
1893–ca. 1896 | Klavierunterricht bei László Erkel in Preßburg. |
1899–1903 | Klavier- und Kompositionsstudium an der Budapester Musikakademie. 1903 Symphonische Dichtung „Kossuth“. |
ab 1905 | Zusammen mit Zóltan Kodály beginnt er mit der wissenschaftlichen Erforschung der ungarischen Volksmusik und widerruft damit herkömmliche Vorstellungen. Er lernt die Musik Debussys kennen. |
1905–07 | Suite Nr. 2 für kleines Orchester op. 4. |
1907–34 | Klavierprofessur in Budapest. |
1908–09 | „Für Kinder“ 85 bzw. 79 Volksliedbearbeitungen für Klavier. |
1915–17 | 2. Streichquartett op. 17 mit perkussiver Motorik. |
1917 | Uraufführung des Balletts „Der holzgeschnitzte Prinz“. |
1918 | Uraufführung von „Herzog Blaubarts Burg“ op. 11 (komponiert 1911), z. T. Anlehnung an frz. Klangsprache. |
1920 | Improvisationen über ungarische Bauernlieder op. 20. |
1926 | Aufführung der Pantomime „Der wunderbare Mandarin“. Klavierzyklus „Im Freien“. |
1926–39 | „Mikrokosmos“ für Klavier (6 Hefte). |
Ab 1934 | Herausgeber der Gesamtausgabe der ungarischen Volksmusik. |
1936 | Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta als avantgardistisches Werk. |
1937–38 | Konzert (Nr. 2) für Violine und Orchester. |
1940 | Emigration in die USA. |
1945 | 3. Klavierkonzert; sein Bratschenkonzert bleibt unvollendet. Er stirbt am 26. September in New York. |
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