Charles-Marie Widor
Suite op. 34 für Flöte und Klavier
Der Name Widors ist so eng mit der Orgelmusik verbunden, dass sein umfangreiches Schaffen für andere Instrumente leicht übersehen wird. Innerhalb der Kammermusik hebt sich die vermutlich 1877 entstandene Suite für Flöte und Klavier durch ihre Fülle an Ausdrucks- und Klangnuancen hervor. Das spätromantische Werk ist ganz auf die spieltechnischen Möglichkeiten der Flöte zugeschnitten und nicht von ungefähr dem seinerzeit bedeutendsten Flötisten und Flötenlehrer in Frankreich, Paul Taffanel, gewidmet, der es 1884 zur Uraufführung brachte. Von Anfang an erfreute sich die viersätzige Suite großer Beliebtheit und gehört heute zum festen Repertoire der Besetzung Flöte und Klavier.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Charles-Marie Widor
Ein französischer Komponist und Organist. Sein kompositorisches und spieltechnisches Erbe begründete die romantisch-französische Orgelschule. Die Entstehung seiner Werke ist untrennbar mit den Innovationen des Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll verbunden, welcher die Klangmöglichkeiten des Instruments um ein Vielfaches erweiterte. Neben bedeutenden Orgelwerken zählen Orchestermusik, Messen sowie Kammermusik zu seinem Œuvre.
1844 | Er wird am 21. Februar in Lyon geboren. |
ab 1848 | Er erhält ersten Musikunterricht bei seinem Vater. |
1863 | In Brüssel erhält er Privatunterricht bei Jacques-Nicolas Lemmens (Orgel) und François-Joseph Fétis (Komposition). |
ab 1865 | Er konzertiert im Ausland. Er begegnet bedeutenden Persönlichkeiten wie Rossini, Franck, Liszt und Meyerbeer. |
1870–1934 | Er ist Titularorganist in Saint-Sulpice in Paris. Die klanglichen Möglichkeiten der dortigen Cavaillé-Coll-Orgel wirken sich maßgeblich auf sein kompositorisches Schaffen aus. |
1879 | Es entsteht die 5. Orgelsinfonie f-Moll op. 41 Nr. 1 und wird im gleichen Jahr uraufgeführt. Sie zählt heute zu den berühmtesten Werken der Orgelliteratur. |
1890 | Am 25. November übernimmt er die Orgelklasse am Konservatorium in Paris. |
ab 1896 | Am Konservatorium lehrt er Komposition. Marcel Dupré, Nadia Boulanger, Louis Vierne und andere zählen zu seinen Schülern. |
1910 | Er wird Mitglied der Académie des Beaux-Arts. |
ab 1914 | Er wird zum secrétaire perpétuel ernannt. |
1927 | Er beendet am 1. Oktober seine Lehrtätigkeit am Konservatorium. |
1937 | Er stirbt am 12. März in Paris. |
Über die Autoren
Ernst-Günter Heinemann (Herausgeber)
Dr. Ernst-Günter Heinemann, geboren 1945 in Bad Marienberg (Westerwald) machte Abitur in Gießen und studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Germanistik in Marburg und Frankfurt/Main und zeitweilig auch evangelische Kirchenmusik. Er promovierte über „Franz Liszts geistliche Musik. Zum Konflikt von Kunst und Engagement“.
Von 1978–2010 war Heinemann Lektor im G. Henle Verlag (1978 in Duisburg, ab 1979 in München). Für den G. Henle Verlag gab er zahlreiche Urtextausgaben heraus, u.a. „Das Wohltemperierte Klavier“, Band 1 von Bach und das gesamte Klavierwerk von Debussy. Daneben verfasste er Aufsätze über Debussy, Grieg, Liszt, Mendelssohn und Fragen des Editionswesens und hielt Seminare zur Editionspraxis für Studenten der Musikwissenschaft in München.
Klaus Schilde (Fingersatz)
Prof. Klaus Schilde, geboren 1926, verbrachte seine Jugend in Dresden. Entscheidende Impulse erhielt er dort durch Walter Engel, der ihn in Klavier (Kodalyi-Methode), Komposition und Violine unterrichtete. Von 1946–1948 studierte er an der Musikhochschule Leipzig bei Hugo Steurer und nach der 1952 erfolgten Übersiedlung in den Westen bei Walter Gieseking und Edwin Fischer, sowie bei Marguerite Long, Lucette Descaves und Nadia Boulanger in Paris.
Schilde gewann zahlreiche Preise. Von 1947 an konzertierte er als Solist und Kammermusiker auf nahezu allen Kontinenten mit renommierten Orchestern. Lehrtätigkeiten unterhielt er an den Musikhochschulen Berlin-Ost, Detmold, Berlin-West, München, Tokio (Geidai) und Weimar. Von 1988–1991 Präsident der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater München, an der er auch jahrzehntelang als Professor unterrichtete. Es gibt mit Klaus Schilde zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufnahmen sowie CD-Einspielungen. Schilde hat für nahezu 100 Urtextausgaben des G. Henle Verlags seine Fingersätze beigesteuert.
Prof. Klaus Schilde verstarb am 10.12.2020.
Der Henle Verlag legt eine Neuausgabe der Suite von Charles Marie Widor vor, die sehr zu begrüßen ist. (...) Das leidige Problem des Blätterns im vierten Satz ist bestens gelöst durch eine weitere Seite zum Ausklappen.
nmz, 2016Da die handschriftliche Quelle fehlt, bildet die überarbeitete Fassung die Quelle für die Urtextausgabe bei Henle. Sie bereichert die Palette der bisherigen Editionen auch durch ihre Gestaltung, so ist zum Beispiel der Notendruck übersichtlich und gut lesbar, ausserdem mit ausklappbaren Seiten erweitert, um "gutes Blättern zu ermöglichen" wie der Verlag schreibt.
Schweizer Musikzeitung, 2015Die ansprechende, musikwissenschaftlich aufgearbeitete Neuausgabe des Henle-Verlages lässt wenig Wünsche offen. Sie bietet ein gutes Vorwort und angehängten kritischen Bericht, einen klaren Notensatz auf schönem Papier, eine Solostimme zum Ausklappen ohne Wendestellen, Fingersätze für die Klavierstimme und vor allem eine hervorragende, anspruchsvolle spätromantische Komposition, die in beiden Stimmen gleichermaßen ausgearbeitet ist und viel Raum für fantasievolle Interpretationen lässt.
Tibia, 2015Die Urtext-Ausgabe aus dem Henle-Verlag überzeugt durch ein gut lesbares Notenbild, und in der Solostimme bietet sie für den blättertechnisch nicht einfach umzusetzenden vierten Satz eine gelungene Lösung.
Das Liebhaberorchester, 2014Die Henle-Ausgabe bietet neben einem modernen und ansprechenden Notentext alles, was man von einer Urtext-Ausgabe erwarten darf: schönes Layout, ein ausführlicher Kritischer Bericht und ein informatives Vorwort, das die Neugierde auf Widors übrige Kammermusik zu wecken versteht.
Ensemble, 2014Empfehlungen
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