Peter Iljitsch Tschaikowsky
Violinkonzert D-dur op. 35
Eduard Hanslick, der gefürchtete Kritiker seiner Zeit, fand anlässlich der Uraufführung nur wenig gnädige Worte: Es werde nicht mehr Violine gespielt, sondern „gezaust, gerupft, gebläut“. Den Siegeszug von Tschaikowskys einzigem Violinkonzert konnte er dennoch nicht aufhalten. Die enormen technischen Anforderungen machen es zu einem Prüfstein für jeden Virtuosen; seine Wirkung bezieht es aber vor allem aus seiner hohen Expressivität – welcher Geiger liebt nicht die lyrisch-schwermütige „Canzonetta“? – und durch sein slawisches Temperament. Endlich und erstmals liegt nun auch dieser Meilenstein der Violinliteratur in einer textkritischen Ausgabe vor, die seiner ursprünglichen Gestalt gerecht wird.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Peter Iljitsch Tschaikowsky
Bedeutendster und erster professionell ausgebildeter russ. Komponist des 19. Jh.s; Hauptwerke sind Opern, Ballettmusiken, 6 Sinfonien, 3 Klavierkonzerte und 1 Violinkonzert, daneben Lieder, Kammermusik, Klaviermusik.
1840 | Geboren am 7. Mai in Votkinsk als Sohn eines Bergbauingenieurs. |
1849–59 | Ausbildung zum Juristen. |
1861–65 | Musikstudium; er gehört zu den ersten Absolventen des Petersburger Konservatoriums. Klavierstudium bei Anton Rubinstein. |
1866–76 | Er siedelt nach Moskau über, um Harmonielehre, Instrumentation und freie Komposition am späteren Moskauer Konservatorium zu unterrichten. Komposition der 1. bis 3. Sinfonie (op. 13, 17, 29), des 1. Klavierkonzerts b-Moll op. 23, der 3 Streichquartette (op. 11 1871, op. 22 1874, op. 90 1876). |
1868–76 | Tätigkeit als Rezensent. Er besucht 1876 die Uraufführung von Wagners „Der Ring des Nibelungen“ in Bayreuth. |
ab 1877 | Reisen ins In- und Ausland. Beginn der Unterstützung durch Nadeshda von Meck. Komposition der 4. Sinfonie f-Moll op. 36, die 1878 in Moskau uraufgeführt wird. Uraufführung des Balletts „Der Schwanensee“ op. 20. |
1879 | Uraufführung von „Eugen Onegin“ in Moskau, seiner bekanntesten und bedeutendsten Oper. |
1884 | Uraufführung von „Masepa“ in Moskau. |
ab 1887 | Regelmäßige Auftritte als Dirigent eigener und fremder Werke. Er gilt im Ausland als wichtigster Repräsentant der russ. Musik. |
ab 1888 | Gewährung einer Leibrente durch den Zaren. |
1888 | Komposition und Uraufführung der 5. Sinfonie e-Moll op. 64 in St. Petersburg; Schicksalsmotiv als Art „idée fixe“. |
1892 | Uraufführung des Balletts „Der Nussknacker“ op. 71. |
1893 | Komposition der 6. Sinfonie h-Moll („Pathétique“) op. 74, die im Oktober 1893 in St. Petersburg uraufgeführt wird. Er stirbt am 6. November in St. Petersburg an Cholera. |
Über die Autoren
Ernst Herttrich (Herausgeber)
Dr. Ernst Herttrich, geboren 1942 in Würzburg, studierte Musikwissenschaft, Geschichte, Germanistik und Theologie an den Universitäten in Würzburg und Köln. 1970 promovierte er in Würzburg mit Studien zum Ausdruck des Melancholischen in der Musik von Mozart.
Von 1970 bis 1990 war er Lektor beim G. Henle Verlag in München, danach über 15 Jahre Leiter der Beethoven-Gesamtausgabe und ab 1999 Leiter des Verlags Beethoven-Haus, ab 2001 Leiter des Beethoven-Archivs, der wissenschaftlichen Forschungsstelle des Beethoven-Hauses.
Er war Gastprofessor an der Meiji Gakuin Universität in Tokio und unternimmt mehrfach Vortragsreisen dorthin und nach Kyoto. Seine Forschungsschwerpunkte sind Quellenkunde, Editionstechnik und Musikgeschichte. Herttrich veröffentlichte u.a. „Beethoven. Liederkreis an die ferne Geliebte“ (Bonn 1999) und „Ludwig van Beethoven. Biographie in Bildern“ (Bonn, 2000). Herttrich hat über 100 Urtext-Ausgaben für den G. Henle Verlag ediert.
Johannes Umbreit (Klavierauszug)
Prof. Johannes Umbreit studierte Klavier an der Musikhochschule München. Von 1987 an war er regelmäßiger Klavierbegleiter bei Kursen von Wolfgang Schneiderhan, Thomas Brandis, Ljerko Spiller, Igor Ozim, Olga Woitowa, Ernő Sebestyén, Walter Nothas, F. Andrejevsky, Denis Zsigmondy, Zakhar Bron u.a. Er wirkte bei zahlreichen Rundfunk- und Fernsehaufnahmen mit und arbeitet kammermusikalisch mit Mitgliedern des Bayerischen Staatsorchesters, den Münchner Philharmonikern und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
Er ist Juror bei verschiedenen internationalen Wettbewerben und wurde mehrfach zu internationalen Musiktagen eingeladen. Umbreit war fast 10 Jahre lang Lehrbeauftragter an der Musikhochschule München und gleichzeitig Dozent für Kammermusik und Klavierbegleitung am Richard Strauss Konservatorium. Seit 2008 ist er Dozent an der Hochschule für Musik und Theater München. Als langjähriger Geschäftsführer der Richard-Strauss-Gesellschaft wurde er 2009 zu deren Ehrenvorstandsmitglied ernannt. Im Mai 2011 wurde Johannes Umbreit vom bayerischen Wissenschaftsminister auf Vorschlag des Senats der Musikhochschule zum Honorarprofessor bestellt.
Kurt Guntner (Fingersatz Violine)
Prof. Kurt Guntner wurde an Mozarts 183. Geburtstag 1939 in München geboren. Seine Lehrer waren Ludwig Ackermann, Max Rostal und Henryk Szeryng. Mit 18 Jahren debütierte er im Kongreßsaal des Deutschen Museums in München mit dem Beethoven-Konzert und den Münchner Philharmonikern. Mit 22 erspielte er sich eine 1. Konzertmeisterstelle im Bayerischen Staatsorchester. Nach 10 ereignisreichen Jahren an der Bayerischen Staatsoper unter Dirigenten wie Ferenc Fricsay, Joseph Keilberth und Hans Knappertsbusch, berief ihn Rudolf Kempe als 1. Konzertmeister zu den Münchner Philharmonikern und gab ihm die Möglichkeit, als Solist zahlreiche Konzerte der großen Geigenliteratur zu spielen.
Besonders reizvoll waren die Einladungen des Bayerischen Rundfunks zur Aufführung und Produktion selten gespielter großer Violinkonzerte, etwa von Casella, Schillings, Szymanowsky und anderen. Kurt Eichhorn initiierte diese Reihe – Jan Koetsier, Marek Janowski und andere leiteten weitere Konzerte. Als 1. Konzertmeister war Kurt Guntner über viele Jahre im Bayreuther Festspielorchester, im Münchner Bachorchester unter Karl Richter, in der Solistengemeinschaft der Bachwoche Ansbach und bei den Münchner Bachsolisten engagiert. 1972 fand sich das international gefeierte ODEON-TRIO, mit der Cellistin Angelica May und dem Pianisten Leonard Hokanson zusammen, mit dem Guntner 25 Jahre lang weltweit reiste und konzertierte. 1976 wurde Guntner auf einen ordentlichen Lehrstuhl für Violine an die Hochschule für Musik und Theater in München berufen, wo er 28 Jahre lang Studenten aus aller Welt unterrichtete.
Zahlreiche Rundfunk-, Fernseh-, Schallplatten- und CD-Aufnahmen dokumentieren Guntners künstlerischen Weg. Karl Schumann beschrieb Guntners breit angelegte Musikerpersönlichkeit so: "Kurt Guntner ist Orchesterpraktiker, Solist, Kammermusiker und Pädagoge in einer Person".
1997 wurde Kurt Guntner das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
Kurt Guntner starb am 9. Januar 2015 in München.
Mit dem G. Henle Verlag verband Kurt Guntner eine jahrzehntelange Freundschaft. Er begleitete seit dem Ende der 1980er-Jahre zahlreiche Violinmusik-Urtextausgaben des Verlags und stellte seine pädagogisch ausgefeilten Strichbezeichnungen und Fingersätze zur Verfügung, darunter zu den Violinkonzerten Bachs, Haydns, Mozarts, Bruchs und Tschaikowskys, sowie zu zahlreichen weiteren Ausgaben.
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After many subsequent editions, notably those by Auer, Kreisler and Oistrakh, this splendid co-production takes into account all surviving sources of this epoch-making concerto and critically evaluates them.
Stringendo AUSTA, 2013Gleichwohl bietet die Ausgabe den wohl gegenwärtig besten Notentext des Werks und macht mit einer Fülle von sehr interessanten Varianten vertraut, die nun problemlos studiert werden können.
Das Orchester, 2012Endlich und erstmals liegt nun auch dieser Meilenstein der Violinliteratur in einer textkritischen Ausgabe vor, die seiner ursprünglichen Gestalt gerecht wird.
Neue Musikzeitung, 2008Die Einrichtung durch Kurt Guntner ist ebenfalls optisch sehr ansprechend, da vor allem nicht überladen. Und liest man beispielsweise die Fingersätze, die Guntner vorschlägt, so ist man verblüfft, ob der logischen Stringenz, mit der sie zu den einzelnen Passagen passen.
Liebhaberorchester, 2007In presenting this urtext, Henle offers no such changes and also steers clear of the more romantic reading inherent in Oistrakh’s fingering suggestions. … The whole history of the concerto and its origins are extensively discussed in the Preface while the Critical Comments detail all markings and differences from the sources. … The violin part is faithful to the composer’s original intentions and is a welcome addition to the existing array.
Stringendo, 2006The new Henle edition of Tchaikovsky’s Violin Concerto is a welcome addition to the existing array of versions, offering an interesting perspective on this ever-popular work. … The editorial comments are concise, helpful and meticulously researched, and the piano edition, taken from Tchaikovsky’s original violin-piano version as well as the much later score, offers a practical reading.
The Strad, 2006Pour la première fois ici, l’œuvre est publiée dans une édition critique prenant en compte sa forme originale.
Crescendo, 2006Empfehlungen
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