Henry Vieuxtemps
Violinkonzert Nr. 5 a-moll op. 37
Unter den insgesamt sieben Violinkonzerten Vieuxtemps’ stellt das fünfte in a-moll sicherlich das mit Abstand bekannteste und beliebteste dar. Komponiert wurde es 1860/61 als Pflichtstück für die Geigenklasse seines Freundes Hubert Léonard am Brüsseler Konservatorium, machte dann aber rasch seinen Weg durch die Konzertsäle. Die Popularität verdankt es nicht nur dem brillanten Geigenpart, sondern auch der originellen Form in drei Sätzen, die pausenlos ineinander übergehen. Als Herausgeber konnte der Geiger und Musikwissenschaftler Ray Iwazumi gewonnen werden, der zugleich für die Strichbezeichnungen der Solostimme verantwortlich zeichnet, das Vorwort stammt von der belgischen Vieuxtemps-Expertin Marie Cornaz.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Henry Vieuxtemps
Ein aus Belgien stammender Violinist und Komponist der Romantik, der durch sein virtuoses Spiel große internationale Berühmtheit erlangte. Er gilt als wichtigster Vertreter der französisch-belgischen Violinschule. Zu seinen Werken zählen u.a. Konzerte für Violine, Viola und Violoncello, Solostücke sowie Kammermusik.
1820 | Er wird am 17. Februar in Verviers geboren. Mit vier Jahren erhält er Violinunterricht bei seinem Vater, später bei Joseph Lecloux-Dejonc. |
1827–31 | Konzertreisen führen ihn u.a. nach Lüttich und Brüssel. Er wird in die Klasse Charles-Auguste de Bériots aufgenommen. |
1829 | In Paris debütiert er mit Pierre Rodes Violinkonzert Nr. 7 a-Moll op. 9 am Théâtre-Italien. |
ab 1831 | Jahrzehntelange Konzertreisen durch ganz Europa und Amerika lassen ihn zum gefragtesten Violinisten seiner Zeit avancieren. Er lernt bedeutende Zeitgenossen kennen, darunter Schumann, Spohr und Bernhard Molique. Er vertieft seinen Unterricht bei Simon Sechter in Wien. |
1835–36 | Er nimmt Kompositionsunterricht bei Anton Reicha in Paris. |
1844 | Er heiratet die Wiener Pianistin Josephine Eder, die ihn vielfach am Klavier begleitet. |
1846–50 | In St. Petersburg ist er als Solist des Zaren sowie als Professor am Konservatorium tätig. Hier begründet er die St. Petersburger Violinschule. Es entstehen vier Violinkonzerte. |
1861 | Er veröffentlicht das Violinkonzert Nr. 5 a-Moll op. 37, eines seiner bekanntesten Werke. |
1871 | Als Professor am Konservatorium in Brüssel unterrichtet er u.a. Eugène Ysaÿe. |
1879 | Aus gesundheitlichen Gründen zieht er sich aus der Öffentlichkeit zurück. |
1881 | Er stirbt am 6. Juni in Mustapha. |
Über die Autoren
Ray Iwazumi (Herausgeber, Fingersatz Violine)
Johannes Umbreit (Klavierauszug)
Prof. Johannes Umbreit studierte Klavier an der Musikhochschule München. Von 1987 an war er regelmäßiger Klavierbegleiter bei Kursen von Wolfgang Schneiderhan, Thomas Brandis, Ljerko Spiller, Igor Ozim, Olga Woitowa, Ernő Sebestyén, Walter Nothas, F. Andrejevsky, Denis Zsigmondy, Zakhar Bron u.a. Er wirkte bei zahlreichen Rundfunk- und Fernsehaufnahmen mit und arbeitet kammermusikalisch mit Mitgliedern des Bayerischen Staatsorchesters, den Münchner Philharmonikern und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
Er ist Juror bei verschiedenen internationalen Wettbewerben und wurde mehrfach zu internationalen Musiktagen eingeladen. Umbreit war fast 10 Jahre lang Lehrbeauftragter an der Musikhochschule München und gleichzeitig Dozent für Kammermusik und Klavierbegleitung am Richard Strauss Konservatorium. Seit 2008 ist er Dozent an der Hochschule für Musik und Theater München. Als langjähriger Geschäftsführer der Richard-Strauss-Gesellschaft wurde er 2009 zu deren Ehrenvorstandsmitglied ernannt. Im Mai 2011 wurde Johannes Umbreit vom bayerischen Wissenschaftsminister auf Vorschlag des Senats der Musikhochschule zum Honorarprofessor bestellt.
Marie Cornaz (Vorwort)
Marie Cornaz ist Leiterin der Musikabteilung der Königlichen Bibliothek Belgiens und Musikwissenschaftsdozentin an der Université Libre de Bruxelles. Auf ihre Dissertation über das Musikverlagswesen in Brüssel im 18. Jahrhunderts folgten Veröffentlichungen über musikalische Quellen belgischer Sammlungen in Manuskript- und gedruckter Form und über die Geschichte von Musikern der Niederlande und Belgiens zwischen dem 17. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie ist die Autorin folgender Bücher: L’édition et la diffusion de la musique à Bruxelles au XVIIIe siècle (2001), Les Princes de Chimay et la musique (2002) and Les ducs d’Arenberg et la musique au XVIIIe siècle. Histoire d’une collection musicale (2010). À la redécouverte d’Eugène Ysaÿe (2019).
Die vorliegende sehr verdienstvolle Ausgabe des Klavierauszugs erfüllt mit zwei beigefügten Solostimmen alle Ansprüche einer kritischen Edition der Solostimme (den Klavierauszug mit Hinweisen auf die Instrumentierung fertigte sehr kompetent Johannes Umbreit an). Sie geht auf die überlieferten Quellen zurück, korrigiert deren Fehler und Versehen und publiziert die Ergänzungen von Ray Iwazumi sowie eine Fassung der 1. Kadenz, die Ysaÿe eingerichtet hat. In einer Einleitung berichtet Marie Cornaz über Entstehung und Aufführung des Werks durch den Komponisten, ein Kritischer Bericht von Ray Iwazumi beschreibt die Quellen und dokumentiert die editorischen Entscheidungen. Eine Vielzahl der mitgeteilten Lesarten mag interpretatorisch belanglos bleiben, aufzulisten sind sie gleichwohl. Sie verschaffen dem Benutzer das sichere Gefühl, die beste verfügbare Ausgabe des Werks zu benutzen. Notenstich (Wendestellen!) und Druck lassen keine Wünsche offen.
Das Orchester, 2016Empfehlungen
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mit bezeichneter und unbezeichneter Streicherstimme