Wilhelm Friedemann Bach
Zwölf Polonaisen
Nicht erst zu Chopins und Liszts Zeiten war die Polonaise eine modische Tanzform. Bereits Johann Sebastian Bachs Sohn Wilhelm Friedemann führte den polnischen Nationaltanz auf einen frühen Gipfel. Seine zwölf Polonaisen waren seinerzeit so beliebt, dass sie in zahlreichen Handschriften überliefert wurden. Und so kann sich der Pianist hier an W. Fr. Bachs wohl gelungensten Klavierkompositionen überhaupt erfreuen. Farbig und wirkungsvoll geht es schrittweise aufsteigend durch die Tonarten. Eine Polonaise in Dur und in Moll stehen sich dabei jeweils gegenüber. Mit Elementen der sensiblen Empfindsamkeit betritt Bach mit seinen Polonaisen deutlich den Weg zum Charakterstück. Er spielte sie seinerzeit vermutlich auf dem Clavichord, dem zarten Lieblingsinstrument der „Empfindsamkeit“.
Inhalt/Details
Über den Komponisten
Wilhelm Friedemann Bach
Ein deutscher Komponist, Organist und ältester Sohn Johann Sebastian Bachs. Ausgebildet von seinem Vater, zählte er zu Lebzeiten zu den gefragtesten Organisten. Als Komponist bediente er sich zunächst älteren musikalischen Formen, welche jedoch im Verlauf seines Schaffens zunehmend Elementen der Klassik wichen. Er schrieb u.a. virtuose Werke für Tasteninstrumente, darunter bedeutende Konzerte für Cembalo, Kantaten, Kammermusik sowie Orchesterwerke.
1710 | Er wird am 22. November in Weimar geboren. |
1717–23 | Er besucht (vermutlich) die lutherische Lateinschule in Köthen. |
1720 | Am 22. Januar legt sein Vater das Clavier-Büchlein für Wilhelm Friedemann Bach an. Es dokumentiert seinen frühsten musikalischen Werdegang und enthält erste Kompositionsversuche. |
1723 | Übersiedlung der Familie nach Leipzig. Am 14. Juni wird er Schüler der Thomasschule. |
um 1726 | Er erhält Violinunterricht bei Johann Gottlieb Graun. |
1729 | Am 5. März tritt er in die juristische Fakultät der Universität Leipzig ein. |
1733–46 | Am 1. August wird er Organist der Sophienkirche zu Dresden. Er engagiert sich im Musikleben des Dresdner Hofs und verkehrt mit musikinteressierten Adeligen, denen er einige seiner Kompositionen widmet. |
1746–64 | Er ist Organist der Liebfrauenkirche in Halle/Saale. Es entstehen zahlreiche Kantaten. Spannungen im Arbeitsumfeld veranlassen ihn zur Kündigung. |
ab 1764 | Mittels Privatunterricht versucht er den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern. |
ab 1774 | Er lässt sich in Berlin nieder. Er festigt seinen Ruf als virtuoser Konzertorganist und Improvisateur. |
1784 | Er stirbt am 1. Juli verarmt in Berlin. |
Über die Autoren
Klaus Schilde (Fingersatz)
Prof. Klaus Schilde, geboren 1926, verbrachte seine Jugend in Dresden. Entscheidende Impulse erhielt er dort durch Walter Engel, der ihn in Klavier (Kodalyi-Methode), Komposition und Violine unterrichtete. Von 1946–1948 studierte er an der Musikhochschule Leipzig bei Hugo Steurer und nach der 1952 erfolgten Übersiedlung in den Westen bei Walter Gieseking und Edwin Fischer, sowie bei Marguerite Long, Lucette Descaves und Nadia Boulanger in Paris.
Schilde gewann zahlreiche Preise. Von 1947 an konzertierte er als Solist und Kammermusiker auf nahezu allen Kontinenten mit renommierten Orchestern. Lehrtätigkeiten unterhielt er an den Musikhochschulen Berlin-Ost, Detmold, Berlin-West, München, Tokio (Geidai) und Weimar. Von 1988–1991 Präsident der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater München, an der er auch jahrzehntelang als Professor unterrichtete. Es gibt mit Klaus Schilde zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufnahmen sowie CD-Einspielungen. Schilde hat für nahezu 100 Urtextausgaben des G. Henle Verlags seine Fingersätze beigesteuert.
Prof. Klaus Schilde verstarb am 10.12.2020.
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