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Abschluss der Haydn-Gesamtausgabe

Wahre Schatzkammer eines Genies: Der G. Henle Verlag und das Joseph Haydn-Institut präsentieren die Gesamtausgabe von Joseph Haydns Kompositionen

April 2022. Dass die historische Musikwissenschaft eine überaus lebendige Disziplin ist und die heutige Aufführungspraxis nachhaltig beeinflussen kann, beweist ein gemeinsames Großprojekt des Joseph Haydn-Instituts und des G. Henle Verlags: Nach fast siebzig Jahren intensiver Forschungs- und Detektivarbeit erscheinen nun die letzten Bände der weltweit ersten vollendeten Gesamtausgabe von Joseph Haydns musikalischem Vermächtnis. 

Bei kaum einem anderen bedeutenden Komponisten des 18. Jahrhunderts ist die Überlieferung so problematisch wie bei Joseph Haydn: Nur zu etwa einem Drittel der Werke liegen Haydns eigene Autographe vor. Wer in der Vergangenheit die Musik des großen Komponisten originalgetreu wiedergeben wollte, lief demnach häufig Gefahr, an fehlerhafte Kopien oder falsch zugeordnete Werke zu geraten. Im Jahr 1955 wurde zusammen mit dem Verleger Dr. Günter Henle das Kölner Joseph Haydn-Institut gegründet mit dem Ziel, eine wissenschaftlich fundierte Gesamtausgabe von Haydns musikalischem Gesamt-Œuvre herauszubringen. Nach etlichen Jahrzehnten findet das ambitionierte Projekt endlich seinen Abschluss: Mit dem Band „Bearbeitungen von Arien und Ensembles anderer Komponisten“ liegt die Gesamtausgabe in 112 Bänden nun vollständig vor.

Mit der Überprüfung und Veröffentlichung der Werke leisteten die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur einen großen Beitrag zum heutigen musikhistorischen Forschungsstand, sie öffneten auch wahre Schatzkammern, die für viele Haydn-Begeisterte bislang verschlossen blieben: Einige Werke wurden durch das Vorhaben erstmals der wissenschaftlichen und musikalischen Öffentlichkeit zugänglich gemacht, darunter ganze Opern, Kantaten für das Fürstenhaus Esterházy, 126 Barytontrios und über 400 Bearbeitungen britischer Volkslieder.

Die philologische Arbeit, die hierfür geleistet wurde, war nicht selten umfangreich und kleinteilig. Notenabschriften, die nicht in Haydns unmittelbarem Umkreis entstanden, wurden beispielsweise in einem aufwendigen Prozess der Rückverfolgung bewertet. Hierfür wurde jeweils ein „Stemma“ (eine Art Stammbaum der Quellen) aufgestellt, aus dem die ursprünglichen Notentexte rekonstruiert werden konnten.

Manchmal war bei den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein beinahe kriminologisches Gespür gefragt. So tauchten 1993 plötzlich sechs als verschollen geltenden Klaviersonaten Haydns auf und sorgten für einigen Medienrummel – wurden jedoch von den Forscherinnen und Forschern des Haydn-Instituts schnell als Fälschungen entlarvt.

Aufgrund der lückenhaften Überlieferung waren die historische Figur Joseph Haydn und das vielfältige Œuvre des Komponisten lange nur ein wenig verschwommen zu erkennen. Dank der Gesamtausgabe des Joseph Haydn-Instituts und des G. Henle Verlags zeichnet sich diese Silhouette nun viel klarer ab – und verhilft uns zu einem deutlich schärferen Umriss des Musikgeschehens im 18. Jahrhundert und des Genies Joseph Haydns.

Hierüber freut sich auch Dr. Wolf-Dieter Seiffert, geschäftsführender Leiter des G. Henle Verlags:
„Wir sind dankbar, dieses editorische Großprojekt gemeinsam mit unserem Partner, dem Joseph Haydn-Institut vollendet zu haben. Sein Umfang und seine Dauer scheinen nach heutigen Maßstäben wie aus der Zeit gefallen zu sein. Aber es zeigt, was Akribie, Fachkenntnis, Energie und die Liebe zur Sache über Generationen für kommende Generationen hervorbringen können.“